Heilungsarbeit ist auch „Arbeit“

Nachdem ich aus der Tagklinik seit nunmehr sechs Wochen zuhause bin, gewöhne ich mich langsam wieder an den Alltag.

Dennoch stellt sich mir oft die Frage vor lauter Dingen, die ich den ganzen Tag real tue und die mich erschöpfen – was tue ich wirklich alles als kranke Person und worauf kann ich real stolz auf mich sein (im Rahmen der Selbstfürsorge!)!

Die ganze Care- und Gesund-werde-Arbeit, die viel Gehirnschmalz als auch viel Zeit, Geduld, Liebe und Kreativität erfordert (vor allem bei Elternteilen, mit noch weniger realer Zeit) ist ja per se gesellschaftlich „unsichtbar“ und für uns Individuen deshalb selbst wenig greifbar. Mir hilft schon allein das Schreiben dieses Blogs, mir da mal ein paar Gedanken mehr dazu zu machen.

Unangenehm erweise, wird ja auch oft subtil oder offen von anderen in Frage gestellt „ob es einem da nicht langweilig bei wird“. Oft ist das der erste Gedanken von Menschen, die noch nie Berührungspunkte mit längerer oder chronischer Krankheit hatten. Im Gesichtsausdruck mancher glaube ich auch öfter mal zu lesen, das einem sogar noch mehr Abwertung entgegengebracht wird – ohne die Umstände näher zu kennen. Damit möchte ich mich aber nicht mehr beschäftigen, da es nur ein energetischer Impuls und keine konkrete Ansage ist.

Dennoch fragen sich anscheinend viel Menschen, sobald jemand längere Zeit krankgeschrieben ist“ langweilt der sich nicht“ oder meinen gar „der hat wenigstens Zeit zuhause faul zu Netflixen“…What – krank sein ist kein Spaß oder Erholung?!?

Zugegeben ich selbst frage mich oft am Ende des endlosen Tages, mit unendlich viel zu tun, und entsprechender Erschöpfung, was es denn genau es war, das mich so beansprucht hat.

Jeder, der an einer „Sache“ erkrankt, die sich nicht einfach mit einer „Pille“ kurieren lässt (fällt mir außer vielleicht Kopfschmerz auch keine ein), ist i.d.R einen „großen“ Teil des Tages mit dem managen der Krankheit beschäftigt. Um nur einige Beispiele im körperlichen und/oder mentalen Bereiche zu nennen: Körperarbeit, Sport & Gymnastik, Meditation, Körperpflege & Versorgung die aufwendiger sind oder länger dauern, Online Kurse zur Behandlung, Nahrungsergänzungsmittel und/oder Tabletten über den Tag verteilt nehmen, Arztbesuche, Therapie (Geist/Körper), Mindset Arbeit, Tools & Routinen anwenden die zur Besserung beitragen, Zeit für Selbstfürsorge & Entspannung – ohne Krankheitsgedanken; Einüben neuer Gedanken, Mantren und Verhaltensweisen, Recherche über die Krankheit, Psychoedukation, Kommunikation und finden von kreativen Möglichkeiten mit allem stressfreier umzugehen.

Ich persönlich liebe hier die buddhistischen Dharma-Talks & Podcasts, Binaurale Beats und viel Literatur im Hinblick auf Neurologie & Psychologie, die mir hilft mich besser zu verstehen.

Hört sich das für euch nach Langeweile an?

Also für mich nicht – natürlich braucht man sich damit auch nicht zu stressen, aber ehrlich heutzutage krank zu sein ist auch allein schon viel Bürokratie – Gespräche & Info-Mails und zur Terminverschiebung & Absage mit allen möglichen Leutchen…stressig.

Für mich beginnt mit dem Aufwachen die Mindset-Arbeit um sich wieder in der Akzeptanz der Situation einzuschwingen.

Selbst das sitzen auf dem Sofa, nach den morgendlichen To Dos und Erledigungen als Mama, ist für mich schon die reinste Mindset-Arbeit, da ich oft erstmal mit einer Welle Schuld und Scham darüber von meinem inneren Kritiker bombardiert werde.

Sobald das abgewehrt ist kommen dann alle möglichen anderen Emotionen zusammen, als auch Körperempfindungen die einem oft keine Ruhe lassen. Dies sind dann oft die eigentlichen Themen aus Vergangenheit, Gegenwart und oft noch Ängste im Bezug auf die Zukunft die gerne alle gleichzeitig angeschaut werden möchten.

Den Gefühlssalat im Kopf zu entwirren, den Körper wieder zu spüren und raus aus der Vergangenheit wieder in der Gegenwart anzukommen ist dann oft schon eine Aufgabe die sehr gut auslastet vor allem kognitiv.

Weshalb man immer nur eine Baustelle anschauen sollte, und man sich nicht von dem „Berg“ der sich vor einem auftürmt, überwältigen lassen sollte.

Hört sich einfach und nach wenig an?

Nee, ist viel, geht tief und nimmt gut einiges der Lebensenergie und der Gehirnkapazität in Anspruch!

Es tut gut sich selbst mal klar darüber zu werden, dass gesund werden auch kein Spaziergang ist und nichts mit „Spaß und Faulenzen“ zu tun hat – oft wünschte ich es ginge mir nur um eine Auszeit. Aber der Kopf und seine Themen wird man einfach nicht so einfach los, egal wohin ich gehe die Sorgen gehen mit und diese realistisch zu „managen“ um mich wieder beruhigen und entspannen zu können ist die wichtigste und zeitfüllenste Arbeit gerade überhaupt.

So und jetzt rufen die Mama-Pflichten…diese Rolle ist auch nicht ohne – nie vergessen wenn ihr euch am Abend erschöpft und überreizt fühlt!

Verschiedene Sichtweisen/Seienszustände…

Einen Monat ist es her das ich aus der Tagklinik für Depression entlassen wurde und es hat sich seither einiges im außen und im innen verändert.

Trotdem gibt es Tage wie gestern wo mein Geist und Körper so belastet und erschöpft sind das ich mich doch ins Bett lege und dann schaue wie ich die Schamgefühle darüber jetzt nicht zu „funktionieren“ abwehren kann.

Es ist schon spannend, wie hoch die Ansprüche an einen selbst sind zu funktionieren das man, sobald man dies nicht tut unter den eigenen Scham- und Schuldgefühlen enorm leidet.

Verwundern sollte das nicht, schließlich sind wir über Generationen hinweg so erzogen worden und der Druck in der Gesellschaft ist weiterhin gleichbleibend leistungsorientiert.

Wenn ich Scham/Schuld einfach mal ausschalten könnte, wäre es leichter gesund zu werden und sich mit den eigentlichen Themen auseinander zu setzen, sie verbrauchen unheimlich viel Energie. Deshalb wünschte ich die Entstigmatisierung von Depressionen und psychischen Krankheiten wären weiter fortgeschritten dann wäre vielleicht auch als empathischer Mensch mehr Raum für das gesund werden.

Heute jedoch ist auch mal wieder ein besserer Tag an dem ich es schaffe mich mehr um mich zu kümmern, nachdem Kind und kranker Mann versorgt sind bin definitiv ich dran.

Ein Spaziergang in der Natur, die Sonne tanken und ein paar kleine feine Körperübungen machen, das tut dem Körper gut. Auch wenn ich mich im Park alleine dabei immer noch sehr eigenartig und beobachtet fühle, da einiges los ist. So ist es mir wichtig, mich immer wieder darin zu üben bei mir zu bleiben und für mich zu sorgen.

Mein Leben lang musste es immer um „andere“ gehen, das umdenken und mich energetisch auf mich zu zentrieren fällt gerade in der Depression nicht einfach. Durch das Gefühl der Bedrohlichkeit ist man automatisch mehr im außen und im Kopf wobei es so viel heilsamer ist bei sich und im Körper energetisch verwurzelt zu sein.

Deshalb stehe ich hier und schwinge mich mit sanftem Qi-Gong ein, mag doof aussehen, aber tut mir gut- Punkt.

Die Energie-Meridiane mit den Händen den Körper entlang abzuklopfen tut gut, alles wird durchblutet, warm und die Energie fliesst wieder. Was für ein traumhaftes Gefühl für einen moment nur das prikeln des Energieflusses im Körper zu spüren!

Auf einmal bin ich gefühlt auf der anderen Seite der Medalie, mitten im Leben – lebendig und in meiner Kraft!

Plötzlich ist da wieder der Blick meines Erwachsenen Anteils auf mich und mein Leben – ich sehe was ich alles leiste, wieviel ich kann, worauf es ankommt, Ressourcen, Potenziale und kann mir Vertrauen!

Es ist spannend zu sehen, das auch das in der Depression möglich ist – vor allem auf dem Weg der Besserung – wofür ich dankbar bin.

Dennoch kann es eine Weile später wieder anders sein, dunkler, einsamer – obwohl ich noch der selbe Mensch bin.

In meiner Wahrnehmung agiere ich dann komplet aus dem inneren Kind Modus heraus, ich fühle mich klein, verletzt und habe das Gefühl ich warte auf einen Erwachsenen der mir sagt was ich zu fühlen, zu tun und zu lassen habe.

Das ist der Punkt um mich an mein Mantra zu erinnern, das Selbstwirksamkeit & Eigenverantwortung wieder für mich greifbar macht:

  • Ich bin Erwachsen – ich entscheide!
  • Ich tue mein bestes und das reicht!

Mein Selbstbild in der Depression von mir ist total unrealistisch – was echt spannend ist.

In der Kunsttherapie habe ich einen Drachen aus Ton geformt, er entstand aus einem sehr lebendigen und energetischen Impuls aus meinem inneren heraus.

Ein Impuls der mir sagen wollte: hey, du bist nicht die kleine hilflose graue Maus, du bist der aufrecht gehende erhabene weise Drache, der sehr wohl um seine Stärke und Kraft weis und entscheiden kann, wenn er sie einsetzten möchte.

Spannend was die Kreativität doch immer wieder aus unserem Unterbewusstsein herauskitzelt! Ich bin ein Fan von Mal-, Kunst-, Tanztherapie das erreicht ganz andere Ebenen auf denen Emotionen in Schwingung geraden und sich somit ins eigene Bewusstsein einfacher einnisten können.

Deshalb bin ich auch der Meinung das diese Therapieformen dringend von unsererem Gesundheitssystem unterstützt werden sollten, da ganzheitlich nur so nachhaltig Heillung geschehen kann.

Kognitive, kreative und körperliche Therapie – alle zusammen bewirken die Heilung die wir Menschen real brauchen!

Ich wollte heute eigentlich noch ein paar Bürokratische Dinge regeln, die zwar nicht dringend sind aber mich schon belasten, aber zwingen tue ich mich heute auf keinen Fall.

Es ist ein sanftes austarieren, experimentieren mit dem selbstmitfühlenden und gesunden sich fordern & fördern!

Für jeden von uns ist das etwas anderen in der Depression – also bitte nicht vergleichen! Was mir taugt kann für dich total kontraproduktiv sein.

Oft ertappt ich mich auch mal in der Neidfalle – darüber das es anderen besser geht als mir, aber auch das lässt sich real gar nicht beurteilen und einschätzen da von außen keinerlei Aussage über den realen Gefühlszustand eines Menschen möglich ist.

Also sag ich mir vergleichen ist gerade Zeit- und Energieverschwendung die ich wenn möglich vermeiden will. Vor allem im Mama-business wenn andere wieder tausend Sachen unternehmen etc.. möchte ich mich gerade auf mich zentrieren und vertrauen das Liebe und bestmögliche Fürsorge gerade genug ist.

Good enoug MUM & Human – auch ein passendes Mantra für meine Tage aktuell!

Stigmatisierung von Krankheiten behindert die Heilung

Migräne Tag, oft verbunden mit Wetterwechsel oder Änderungen im Hormonhaushalt, vor allem einmal im Monat.

Wie alle Krankheiten hat auch diese für mich eine körperliche und eine seelische Komponente – die Frage welche überwiegt oder zuerst da war, könnte vielleicht die Ursachenforschung vorantreiben, aber da das wissenschaftlich sowieso keiner sagen kann, belastet ich mich lieber nicht damit.

Unnötig sind deshalb eigene „Schuldzuweisungen“, dass man es nicht auf die Reihe kriegt und deshalb krank ist – was oft vom außen als auch vom inneren Kritiker hartnäckig suggeriert wird.

Da ich schon oft von anderen gehört habe: „was du arbeitest bei Migräne nicht“ auch mein letzter Arbeitgeber und Kollegen verärgert auf die Tatsache, dass ich mit intensiven Schmerzen zuhause im Bett bleibe, da ich meinen Kopf zum denken nicht nutzen kann.

Ehrlich gesagt, ist es mir als bewusst klar denkenden Mensch unbegreiflich, dass es für manche so unverständlich sein kann und auch noch „persönlich“ genommen wird, aber auch da muss ich sagen man kann man gerne objektiv Meinungen austauschen um auf ein gemeinsames Verständnis zu kommen.

Fragen und respektvolle gemeinsame Lösungssuche wie z. B. flexible, remote Arbeitszeiten wären ja auch schon eine gute Lösung, um den Krankheitsausfall auszugleichen.

Ein Verhalten, das uns allerdings gesellschaftlich und wirtschaftlich nicht weiterbringt – vor allem nicht im Hinblick auf steigende chronische und psychische Krankheiten, Behinderungen und Fachkräftemangel!

Stigmatisierung ist für alle Krankheiten ein reales ernstzunehmendes, Übel unter dem chronisch Kranke enorm leiden, das nicht zu unterschätzen ist und eine Vielzahl von Leiden enorm verstärkt.

Wirtschaftlich betrachtet ist „Stigmatisierung“ ein enormer „Kostengenerator“ für die Arbeitswelt und das Gesundheitssystem, das gesellschaftlich an der Wurzel behandelt werden darf.

Es ist leider nicht realistisch den Betroffenen hierfür wieder das To-Do aufzuerlegen, sich im Rahmen der Behandlung von der Belastung der Stigmatisierung zu distanzieren – denn es wird einem oft absichtlich schwer gemacht wie z. B. im Fall von Mobbing im Job um einen Kranken „einfach und kostenschonend“ loszuwerden.

Aufgrund der Stigmatisierung im Bereich der psychischen Erkrankungen vor allem gesamtgesellschaftlich, als auch in der Arbeitswelt, sind die Schuld- und Schamgefühle im Krankheitsfall aktuell zu einer großen Hürde im Punkto „gesund werden“ und können real lebensbedrohlich sein.

Ja ich rede von Suizid – dessen sind sich viele Führungskräfte und Kollegen, die hier aktiv an Stigmatisierung partizipieren gar nicht bewusst.

Das ist nicht nur unwissend sondern auch gefährlich und sollte bei aktivem, bewussten Mobbing eines Betroffenen, meines Erachtens auch zu Abmahnungen im Arbeitsbereich bis hin zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Denn wenn es zum Suzid dadurch kommt, ist nicht nur die viel gerühmte „Schuld“ des Menschens der das nicht mehr erträgt – sondern auch die, der Menschen der es bewusst ausgelöst haben.

Es ist keine Geheimnis und sollte mittlerweile jedem klar sein: Die Stigmatisierung trägt einen großen Anteil an Dauer und Verlauf einer jeden psychischen Krankheit!

Obwohl im Bereich der Depressionen die allgemeine „Anerkennung“ des Leidens der Krankheit gestiegen ist, gibt es immer noch viele Menschen, die glauben, dass dies keine Krankheit sondern eine „Charakterschwäche“ ist (s. 26% der Befragten beim „Deutschland Barometer Depression 2018-2022„).

Was impliziert das es unmittelbar in der Hand des Betroffenen liegt und eine bewusste Entscheidung ist ob er krank ist oder nicht. Was oft zur Verurteilung führt, dass Betroffene als „zu empfindlich“, zu „faul“ oder „keine Lust“ betitelt werden.

Leider sieht es bei der Akzeptanz anderer psychischer Krankheitsbilder noch um einiges schlechter aus. Hier schreibt die DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.):

„Während sich der gesellschaftliche Umgang mit Depressionserkrankten in den letzten Jahren tendenziell zum Positiven gewandelt hat, ist der Trend für Menschen, die unter einer Schizophrenie leiden, negativ. So lehnen laut einer Studie fast ein Drittel der Befragten Schizophrenie-Erkrankte als Nachbarn ab. Mit zunehmender sozialer Nähe steigen die Ablehnungswerte auf bis zu 80 %. Studien belegen, dass allein das Gefühl, einer Stigmatisierung ausgesetzt zu sein, ausreicht, um die Gefahr eines Suizids bei Betroffenen zu erhöhen (https://www.dgppn.de/schwerpunkte/stigma.html).

Lasst euch gesagt sein und das sage ich als Angehöriger, Freundin von Betroffenen und selbst betroffene einer psychischen Krankheit:

  • es sind „normale“ Menschen wie du und ich!
  • Sie haben sich ihr Leiden nicht selbst ausgesucht!
  • Ihre Krankheit kann zum Großteil gar nicht, nicht sofort, nur manchmal oder immer sichtbar sein!
  • Da die Diskriminierung so groß ist reden sicher nicht viele darüber, also fragt gerne offen und respektvoll nach wen es euch wirklich interessiert und verurteilt und bewertet kranke Menschen nicht einfach.
  • Mitgefühl – aber kein Mitleid – kann auch hilfreich sein.
  • Sich zu distanzieren von Betroffenen mag aufgrund von Angst oder Unwissenheit menschlich normal sein, hilft aber nicht, um gesellschaftlich miteinander zu leben und verschärft das Leiden dieser Menschen nur unnötig.

Persönlich bin ich mit psychischen Erkrankungen aufgewachsen, auch wenn es mir erst viel später als Erwachsene bewusst wurde.

Unter der Unwissenheit darüber habe ich als Kind enorm gelitten. Denn Kinder erklären sich dieses „unsichtbare Leiden“ ganz natürlich mit toxische Glaubenssätzen wie „ich mich schuld“ oder „ich bin falsch“. Glaubenssätze, die ohne genügend Zuwendung und liebevolle Unterstützung im Aufwachsen ebenfalls psychische Krankheiten begünstigen können.

Es hat mich lange Zeit sehr wütend gemacht, dass in meiner Familie nicht bewusst und offen über jegliche Krankheit gesprochen wurde und somit für ein Kind keine Möglichkeit bestand einen Umgang damit, als auch mit den auslösenden Gefühlen, zu finden.

Das traurige ist, und so geht es unendlich vielen Menschen, dass auf den traumatisierten Nachkriegsgenerationen das Stigma von Krankheiten noch schwerer lastete, so das es für viele Menschen – besonders für das „starke“ männliche Geschlecht, unmöglich erschien sich behandeln zu lassen.

Für meine Familie war das Ergebnis ein sehr trauriges, ich habe meinen Lieblingsmenschen der viele Jahrzehnte sehr krank war, lange Zeit dabei zusehen müssen wie er sich lieber mit seiner Krankheit quälte als das er sich behandeln lies. Letztendlich büßte er durch seine psychische Krankheit min. 15 Lebensjahre (im Bezug auf die durchschnittliche Lebensdauer) ein und bekam ganz klassisch Krebs, der ihn noch viele Jahre körperlich quälte bevor er starb.

Man sagt psychische Krankheiten habe viel mit Vererbung zu tun, auch Traumata werden vererbt – somit ist es nun an mir einen „gesünderen“ Umgang mit meiner psychischen Krankheit für mich und meine Familie zu finden. Diese Aufgabe nehme ich sehr ernst und ich merke das es nicht nur mich und meine eigene Familie heilt, sondern auch Generationen vor mir nachträglich erlöst.

Jeder kann es schaffen, mit Behandlung und Hilfe seinen Weg zur „Besserung“ zu finden um das eigene Familieleben mit möglichst viel Liebe und Zuneigung zu füllen, auch wenn es immer wieder andere Phasen gibt.

Es ist wichtig offen, real mit allen Familienmitgliedern über die Krankheit zu sprechen und gemeinsam einen Weg zu finden der es möglich macht alle Bedürfnisse, auch die eines kranken Menschen, zu leben.

Es ist mein Sinn im Leben geworden zu heilen, mein Leben zu gestalten, dass es für mich mit Krankheit und meine Lieben möglichst erfüllt und gesund ist. Dabei ist mir am wichtigsten mein Kind „kindgerecht“ über meine Krankheit zu informieren und ihn frühzeitig alles beibringe an Lebensweisheiten, Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Selbstmitgefühl, Selbstwert und Miteinander, das ihn dabei unterstützen kann, möglichst gesund zu bleiben.

Ich darf darauf vertrauen das ich dabei immer mein bestes gebe, auch in Phasen in denen für mich gesundheitlich weniger geht und ich leider auch mal weniger für ihn da sein kann, darf ich mir die Schuldgefühle im Krankheitsfall sparen – denn sie halten mich nur vom gesund werden ab….but „no pressure“!

Im Vergleich mit anderen Familien schneiden wir vielleicht nach außen hin schlechter als Familie ab, da wir weniger Zeit, Ressourcen und Kraft haben für ausgiebige Urlaube, Aktivitäten oder Events aber wir wissen das es uns wichtiger ist uns die Kraft für das liebevolle Mitteinander im „kleinen“ und oft unspektakulären zu nehmen.

Ich darf mich im Rahmen meiner rezidivierenden Depression wohl langfristig dran gewöhnen – wobei es auch nicht ausgeschlossen ist, dass ich die Kurve raus kriege, dass mein Lebensstile ein anderer als früher „ohne Krankheit“ sein wird.

Wohl wissend das die Krankheit mich als Mensch nicht verändert, ich habe einen unantastbaren Wert, wirke viel, tue was ich kann, versorge meine Liebsten und mich nachhaltig mit Liebe!

Sich das anzuerkennen und in sich zu verankern, kann lange dauern, aber es trägt ungemein dazu bei gesund zu werden.

Ich wünsche mir für unsere nächsten Generationen einen menschlicheren Umgang mit Krankheiten und Behinderungen, wir dürfen umdenken und entdecken lernen, wieviel Potenziale, Stärken und Fähigkeiten auch bei Menschen mit Beeinträchtigungen zu finden sind, die eine andere Leistungsgrenze haben – aber dennoch ihren Beitrag leisten können und wollen!

Die Herausforderungen von „Müttern“ & Familien im Umgang mit Krankheit(en)

Kranksein, als Kind habe ich daran durchaus stärkend und erholsame Erinnerungen daran, die mich befähigten gesund zu werden. Heute als „Mutter“ (Rolle egal welches Geschlecht) ist das leider nie so einfach, oft habe ich sogar das Gefühl – und das kennen sicher einige von euch Mamas/Eltern – das „Krank sein“ mich noch mehr zusätzlich stresst und mich „mental“ erst recht überlastet.

Gerade wo sowieso schon eine mentale Überlastung in der Depression vorliegt, fällt einem erstmal wieder auf was es eigentlich im Krankheitsfall alles zu tun ist (unabhängig von allen anderen To Dos die weniger dringlich sind) Mama/Elternteil belastet:

  • ich kann mich, meist nicht einfach in Ruhe hinlegen,
  • werde oft beim schlafen/ruhen gestört – alle paar Minuten
  • ich musste nicht noch dreitausend mails/Telefonate und Nachrichten auf dem Schirm haben von Dingen die dringend aufgrund des Krankseins sofort gemacht werden müssen: wie z. B. Krankmeldung in der Arbeit, Anruf beim Arzt, Arzttermin ausmachen, Kind krankmelden…
  • ich muss mich aufraffen und oft krank losziehen um AUs abholen, Arzttermin gehen etc.
  • einkaufen gehen – bin ich froh mittlerweile im Krankheitsfall oft online machen zu können, wenn die Lieferzeiten passen!

Finde es immer wieder amüsant wenn Leute auf der Arbeit ohne Kind & Kegel meinen das man auch nur halbwegs erholt vor allem aus kurzen „Krankheitsphase“ zurückkehrt.

Wir haben verlernt uns um uns zu kümmern, gerade im Krankheitsfall, oft ist einfach als Elternteil/Arbeitnehmer zu viel zu tun und wir schaffen es nicht uns ausreichend Raum zur nachhaltigen Gesundung zu nehmen. Oft steckt dahinter auch ein riesiges Schuld- und/oder Schamgefühl den Arbeitgeber & der Gesellschaft betreffend, an dem wir bewusst arbeiten dürfen. Es ist wichtig für dich gesund zu werden, sonst kannst du es verleppen was es oft nur schlimmer macht. Zudem ist die geleistete Arbeit im Krankheitsfall nicht qualitativ besser, da ist es auch kein Argument „das sie aber nicht liegenbleibt“ – oft fällt einem das dann qualitativ später auf die Füße. Außerdem ist die Kollegen anzustecken keine gute Sache. Krank arbeiten im Home Office als Trend, mag vielleicht manchmal nötig sein, aber langfristig kostet es den betreffenden noch mehr Energie, die er später nicht wieder reinholen kann – das geht auf die mentale Gesundheit.

Als Energiesparmaßnahme, fahre ich den Haushalt immer als erstes automatisch zurück um mir die Energie zu sparen.

Mit Erwerbsarbeit habe ich keine klare Linie, aber wenn mein Kopf und Körper aufgrund von Migräne oder einem Infekt nicht funktioniert, geschweige denn wenn ich mental an der Grenze bin, ist es einfach nötig sich bewusst zu hinterfragen ob Krankheitstag jetzt zielführender wäre.

Wo fängst du an, wenn es bei dir mit der Energie aufgrund von Krankheit kritisch wird?

Allerdings ist zu beachten, dass auch diese Einsparungen meiner Energie, nicht immer auf Gegenliebe bei anderen stoßen z. B. bei meinem Mann, der das Bedürfnis nach Ordnung zu jeder Zeit hat.

Also entstehen auch hier wieder Spannungen die Energie rauben können, es sei denn man schafft es sich davon abzugrenzen – allerdings ist es langfristig nötig um Konflikte zu vermeiden die schmerzhaft sind eine Lösung zu finden die hier beiden Bedürfnissen entspricht.

Es ist echt eine echte Herausforderung in Krankheitsphasen – vor allem in solchen die länger dauern, also mit chronischen Krankheiten zu tun haben – seine eigene Energie, geschweige denn die Energiebilanz der ganzen Familie zu managen.

Oft ist man ja als „Mutter“ (nicht zwingend eine „weibliche“ Rolle) mit vielen Dingen betraut die essentiell, nicht aufschwiebbar aber leider auch ungesehen sind – was es schwer macht alle Mikrotasks entsprechend zu verteilen und gleichberechtigt zu manangen. Oftmals macht es einfach leider mehr sinn das ich es macht, da ich alle Infos dazu habe…Erklärungen kosten auch Energie.

Aber andererseits ist es gerade mit in der Krankheit auch mal dringend Zeit wieder über ein paar Aufgaben und ihre Verteilung nachzudenken.

Wenn das Kind krank ist, ist es bei uns da ich gerade kein Geld verdiene klar das ich zuhause bleibe – was aber wenn ich auch wichtige gesundheitliche Verpflichtungen habe, ein emotionaler Spagat.

Denn die Bedingungen von „Vätern“ die Alleinverdiener sind, gestalten sich in der Arbeitswelt leider oft nicht förderlich für eine Familie. Zudem fällt es Männern, aufgrund ihrer „Ernährerrolle“ auch natürlich oft schwer sich „wegen dem Kind“ krankzumelden. All das fällt uns als „Müttern“ dooferweise oft auf die Füsse und macht uns Druck diese Aufgaben selbst zu übernehmen.

Ich finde es dürfte viel Selbstverständlicher werden das auch „Väter“ mal mit krankem Kind zuhause sind – natürlich vorausgesetzt das, dass Kind bleibt nicht lieber bei Mama, was oft ein zusätzliches „Thema“ in Familien vor allem mit sensiblen Kids ist.

Die Bindung ist einfach aufgrund der Zeit in Mamas-Bauch natürlich eine engere und deshalb kommen wir Mamas da oft nicht raus, aus der Rolle der „Krankenpflegerin“ – denn uns liegt ja an dem Wohl unseres Kindes. Meines Erachtens ist dies ein Dienst den wir „Mütter“ nicht nur für unser Kind sondern auch für die Gesellschaft tun – da sich die mentale Gesundheit jedes einzelnen auch wieder auf alle auswirkt.

Wir Eltern tun so viel das unser Kind gesund aufwachsen kann, für das Kind, für uns aber eben auch für die Gesellschaft und all diese Arbeit darf mehr gesehen, anerkannt und letztendlich auch honoriert werden von den Arbeitgebern, der Politik als auch jedem einzelnen!

Kürzungen beim Elterngeld etc. zeigt uns Eltern nicht, dass die Politik unsere Erziehungs- und Carearbeit im Namen der Gesellschaft wertschätzt, unabhängig davon wie es mit der Vermögenssituation aussieht!

Gerade nach der Pandemie geht es einigen Familien gesundheitlich schlechter – mental und/oder körperlich – als zuvor und deshalb darf die Politik als auch die Arbeitgeber dringend einen Perspektivwechsel einläuten, der zeitnah real hilfreiche Maßnahmen zur Unterstützung von Eltern & Familien z. B. bei Kinderbetreuung (nächste Baustelle!!)!

Im Sozialen Bereich dürfen viel mehr finanzielle, organisatorische, Betreuungs- und Haushaltshilfen und Angebote für Familien geschaffen werden – vor allem für die, die auch noch chronische Krankheiten on top stemmen dürfen.

Wichtiger Hinweise am Rande zum Thema Krankheit: Keine Krankheit ist selbstverschuldet – sonst wäre es keine Krankheit. Gerade im Bereich von psychischen Krankheiten, Behinderungen oder Suchterkrankungen darf hier noch viel Entstigmatisierungsarbeit und Unterstützung vor allem von staatlicher- und Arbeitgeberseite kommen.

Nur so können wir als real solidare Gesellschaft überleben und den Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam begegnen, denn jeder von uns hat Fähigkeiten und Skills, die gebraucht und genutzt werden können. Es ist nur wichtig, dass wir uns wieder die Zeit und den Raum nehmen diese Menschen mit ihren Talenten zu sehen, sie einzusetzen und zu fördern, damit auch sie ihren Beitrag leisten können.

Lasst uns alle umdenken und gemeinsam anpacken, mit den Ressourcen, die wir real zur Verfügung haben!

Von den Schwierigkeiten des “Ankommens“ mit ADHS & Depression

Der Weg in die Ruhe, ins nicht tun – hier in dem Moment mir mir zu SEIN…wie gut das tut!

Allerdings ist er gerade in der Depression mit ADHS noch schwieriger einzuschlagen, da alle Wahrnehmungssensoren bei neuem (Umfeld/neue Menschen) enorm auf Empfang stehen.

In ein neues Umfeld kommen ist dann per Se erstmal bedrohlich und sehr reizüberladen für mich, es macht unsicher. Mit Unsicherheit die man einem anmerkt kann ich persönlich nicht sonderlich gut umgehen, das deklariert mein „innerer Kritiker“ gleich als mega Schwäche. Dabei ist es do menschlich und jeder hat die Unsicherheit wenn vielleicht auch auf einem anderen Level und Intensität. Mit einer tiefen Wahrnehmung ist es für mich jedoch oft schlecht auszuhalten.

Ab und an schaffe ich es aus dem Widerstand zu gehen sie hinzunehmen ein anderes Mal flüchte ich mich in die Ablenkung mit Sachen im außen.

Auch die Ungeduld spielt für mich mit ADHS eine große Rolle und ich möchte gerne schnell einsteigen in die Therapie und die Gruppendynamik….jetzt sofort🤪‼️

Drei Stunden freie Zeit wirken dann für mich fast schon bedrohlich und Langeweile frustet mich auch maximal.


Gefühle die es mir schwer machen einfach alles auf mich zukommen zu lassen und nicht in den destruktiven Widerstand zu gehen.

Ausserdem liebe ich es mich auszutauschen und in die Gruppe einzutauchen, leider brauch das aber Zeit zum entstehen – und das geht mir wie immer zulangsam 🙂…Klassiker ❣️

Gruppendynamische Prozesse zu beobachten und auszusitzen, darfür fehlt mir oft die Geduld – deshalb kann es sein das ich schnell als “pushy„ wahrgenommen werden – was ja beruflich oft eher begrüsst wird aber privat oft stresst…ein so oder so für mich und andere stressendes Verhalten das ich versuche bestmöglichst zu regulieren.

Doch auch der Blick auf die positive Seite der Eigenschaft darf ins Gewicht fallen – ich bin jemand der was und sich bewegt, der mitreißen und Anstösse geben kann und immer tausend Ideen & Impulse auf Lager hat.

Dennoch gerade darf es langsam und stressfreier gehen. Also ziehe ich mich zurück, leg mich in den Ruheraum und nehme die Beobachterrolle ein:

Meine Zeit beginnt jetzt – ankommen ❣️

Ich kann die Angst den Anschluss an die Gruppe zu verlieren loslassen und den Druck & meine „Mama“- und Organisator-Rolle zum Thema „ich organisiere und eine Gruppe mit Aktivitäten die mich und uns weniger unsicher oder einsam fühlen lässt 🙃.

Ich gebe Verantwortung ab und versuche zuzulassen das ich gerade sehr unsicher bin, keinen Plan und Kontrolle darüber habe was passieren wird – nur über meinen Part❣️

Ich liebe den Kontakt zu Menschen, die auf meiner Wellenlänge liegen und genieße es hier einige davon um mich zu haben – aber das darf Zeit brauchen.

Trotzdem kann es sein das ich einmal zu oft als es für mich oder andere gerade wohltuend ist die Frage nach gemeinsamen Aktivitäten stelle „hast du Lust xy mitzumachen?“.

Ich fühle mich dabei auch unsicher inwieweit mir das Zuviel werden könnte, das gegenüber teilt diese Sicht und signalisiert mir oft klar und manchmal durch „no comment“ das es nicht möchte.

Ich erinnere mich daran das es mir auch so geht und ich mich nicht von meiner Angst vor #langweile oder dem Alleinsein verpflichten lassen möchte.

Dennoch egal wie logisch und verständlich eine Ablehnung auch ist für uns Menschen mit ADHS ist es erstmal etwas das uns tief berührt und in einer sensiblen Phase erstmal schmerzt.

rejectionsensitivedysphoria is a thing für menschen mit #adhs❣️

Was bedeutet das wir eine Ablehnung um ein Vielfaches intensiver als Kränkung erfahren, gerade in emotionalen Phasen, aufgrund anderer neurologischer Strukturen, Informationsverarbeitung und Transmitterverfügbarkeit im Gehirn.

Das bedeutet aber nicht das ich von anderen erwarte das sie immer „ja“ zu mir sagen – nein, ich darf Eigenverantwortung übernehmen und meine #einsamkeit und/oder #traurigkeit liebevoll in den Blick nehmenund mit ihr ein Stück des Weges weitergehen.

Alles darf sein, ich darf hier im sicheren Rahmen der #klinik experimentieren und mich auch einfach mal fallen lassen – raus aus der #perfektion und dem funktionieren – hinein in das Gefühl des neuen voller #unsicherheit 🫣🙂!

Loslassen die Angst etwas zu verpassen!
Loslassen die Angst nicht zur Gruppe zu gehören!
Loslassen meine Coping Strategien von „ich kümmere mich um dich“ oder „ich schaffe das“!
Ich lieg hier einfach nur mal rum um höre Musik und lese ohne #reue für ein paar Stunden 🌸.

Das was ich „normalerweise“ aushalten kann, darf jetzt einfach mal wieder geübt werden🙌🏻.

Ich tue mein bestes mir und anderen Raum zu geben um in Ruhe anzukommen 🫣🤪🙂!

Von Gruppen und sozialen Ängsten…

Es tut sich gerade viel in meinem Umgang mit Gruppen, ich darf mental enorm umlernen, dank Neurofeedback, NARM und Nahrungsergänzungsmitteln hat sich in den letzten Monaten vom Gefühl in mir einiges verändert.

So das ich heute beim Start der Tagklinik überrascht war neben der Nervosität, Unsicherheit und Ängstlichkeit auch noch Neugier, Interesse und eine kindliche Freude mitgeschwungen hat, wenn es darum ging endlich „Gleichgesinnte“ zu treffen.

Gerade wenn man die “Ursprungs-Gruppe“ namens Familie über Generationen hinweg dysfunktional, natürlicherweise mit Wunden der Weltkriege, erfahren hat, man hochsensibel und empathisch ist und somit viel Zwischenmenschliches spürt, ist es oft nicht angenehm in Gruppen zu sein.

Ich persönlich komme mit der Lautstärke, all den Vibrations – dem ausgesprochenen und allem das „mitschwingt“ – nicht sehr lange klar. Wenn die Vibes dann auch noch negativ werden und zu weit von meiner eigenen Wellenlänge entfernt liegen, möchte ich einfach nur noch weglaufen.

Auch wenn ich es oft aushalte und sitzen bleibe, aus Angst den anderen vor den Kopf zu stoßen – gilt es für mich immer mehr in dem Fall meine Bedürfnisse zu befriedigen und einen straight-en Abgang zu machen. Wenn auch nicht unbedingt im klinischen Setting ;).

Nach meiner langen Mobbing Erfahrung im Grundschulalter, verstärkte sich die Angst in Gruppen anzuecken, ausgeschlossen und isoliert zu werden enorm, so dass ich es zeitweise total vermied überhaupt mit mehreren Menschen zusammenzukommen.

Nach der Schulzeit nicht das besser, aber im Job war es nie einfach – denn damit bringt man sich leider auch wieder in die Außenseiterrolle, die man ja gerade nicht haben möchte.

Aber egal…geht ja nicht um andere, ich konnte einfach meine eigenen Minderwertigkeitsgefühle, die im Zusammensein und Vergleichen mit anderen hochkamen sehr schlecht ertragen.

Erst mit viel „Arbeit mit mir“ und an meinem Selbstmitgefühl wurde ich langsam etwas gnädiger mit mir und meiner „Performance“ – obwohl ich immernoch gerne perfektionistisch bin allein um ADHS erst gar nicht aufkommen zu lassen. Was ein Kraftakt manchmal…

Ich bin froh, dass ich mit der Geburt meines Kindes mehr gefordert war mich in Gruppen zu begeben, um es mir endlich zu ermöglichen neue oft positive Erfahrungen zu machen und somit neuronale Muster zu verändern. Nicht von heute auf morgen aber über einige Jahre.

Erstmalig als ich stationär in einer psychosomatischen Klinik gezwungen war, eine Gruppentherapie zu machen, merkte ich wie wohltuend, aber auch aufreibend diese Beziehungsarbeit sein kann. Denn nur im Miteinander co-reguliert sich unser Nervensystem – anstrengend aber so bereichernd!

Dadurch bekommt unser Nervensystem die Chance endlich die nötigen neuen Erfahrungen zu machen, allerdings darf dafür erst die Bildung von Gewohnheit, bis sich überhaupt was „festsetzt“, was schon eine Zeit lang dauern kann.

Studien meinen um die 66 Tage (wobei jeder Mensch anders ist!) dauert es bis sich neue Gewohnheiten im Gedächtnis unseres System einspielen und alte Muster angegangen werden – was sich erstmal alles andere als gut anfühlen kann…aber nicht muss.

Mittlerweile bin ich froh mich dem immer wieder ausgesetzt zu haben, um einfach „still“ ohne Fluchtinstinkte mal nur zu beobachten, und vor allem mich dabei nicht in meinen eigenen Gedankenspiralen im Bezug auf alte Glaubenssätze zu verwickeln!

Denn ich brauch ja noch Kapazitäten um neues wahrzunehmen, filtern zu können und um neue neurologische Tatsachen zu verarbeiten, die meine erwachsene Realität abbilden, nicht die kindliche!

Geh jetzt gleich zur ersten Gruppentherapie und lerne alle kennen, spannend, ängstlich, nervös und freudig zitternd 🫣❣️ Ich wette den anderen geht es genauso – das verbindet uns und macht es mir leichter offen und mutig zu sein!

Vor allem hoffe ich das ich ruhig wahrnehmen kann ohne zuviel ins reden oder meine „innere Verstrickungen“ abzutauchen!

Wish me luck…

Stille…

Ein Thema das mich gerade in Depressionen beschäftigt ist die Stille, mit ihren vielen Gesichtern – die sie gerade in dieser Krankheitsphase oft alle zeigt.

Von wohltuend bis zur Erstarrung alles dabei.

Es gibt für mich, gerade meist folgende Formen von Stille die mich fördern und fordern:

  1. die wohltuende Stille, in der ich mich einkuscheln kann. Sie öffnet meinen Verstand, mein Herz und lässt mich, wenn auch manchmal nur für einen kleinen Moment auftanken. Sie öffnet einem Raum für mich, schafft Klarheit in Körper und Verstand und lässt mich meine innere Lebenskraft, Stärke und Potenziale auch wieder wahrnehmen. Gerade bin ich um jeden Moment dieser Stille froh die mir hilft, Kapazitäten für Heilung zu schaffen

2. die ambivalente Stille, die lässt mich erst etwas zur Ruhe kommen findet dann aber schnell einen Ansatzpunkt für Unruhe und innere Getriebenheit. Einerseits hilft sie mir wieder Antrieb zu bekommen und nicht in eine Erstarrung zu verfallen, andererseits ist sie sehr launisch und wechselhaft – wie auch die Depression. Oft frustriert sie mich so das ich ihr freiwillig mit Ablenkung oder Doing entkomme und versuche dennoch die Minuten der „Ruhe“ mitzunehmen.

3. die unangenehme Stille, kommt vor allem dann vor wenn mir eine Situation gerade maximal unangenehm ist, warum auch immer. Am liebsten würde ich mich ihr gerade entziehen oder in den Redefluss verfallen um sie nicht mehr ertragen zu müssen. Reden ist für mich oft auch ein Mittel zum Coping geworden, obwohl ich es oft auch geniesse vor allem im wohltuenden Miteinander oder in meinem Podcast ;). Wenn mich aber was belastet, darf ich gerne wieder lernen mir den Rededruck abzugewöhnen und lieber bei mir zu sein.

3.die schwere Stille, es fühlt sich an als ob ein schwerer dicker Mantel über mich gelegt wird, den ich nicht abstreifen kann. Meist ist dies ein sehr tiefes, altes prägendes Gefühl das aus dem Unterbewusstsein hochsteigt und auf der eigenen unbewussten frühkindlichen Geschichte oder vererbter Gefühle und Traumata beruht. Es ist schwer einzuordnen was gerade das Thema dieser Gefühlsschwere bis zur Taubheit und Erstarrung ist. Denn es ist auch eine „normales“ Syptom der Depression – was natürlich auch mit der eigenen Geschichte zu tun hat. Oft geht es für mich wenn es ein symptom der Depression ist um Schuld oder Scham über meine Krankheit, das schlecht annehmen können und damit im Widerstand sein. Es ist einfach oft ein Kampf, denn kein Mensch erträgt solche Gefühle freiwillig. Leider ist unser Nervernsystem oft einfach viel zu überlastet und die neurobiologie spielt im Punkto regulierung der Neurotransmitter und Informations- und Reizverarbeitung im Gehirn krankheitsbedingt nicht mehr mit. Oft finde ich genau diese Form der Stille, die charakteristisch ist für die Depression, sehr schwierig denn sie nimmt sprichwörtlich die eigene „Stimme“ und bettet sie in ihren „Mantel des Schweigens“. Sich zu artikulieren und abzugrenzen fällt zunehmend schwerer und alleine diese Letargie kann einen belasten.

Das schwierigste ist dann wieder aus dieser Stille herauszufinden.

Allerdings ist diese schwere Stille auch teilweise einfach einer großen geistigen und körperlichen Erschöpfung geschuldet und deshalb ist euch für mich immer wieder gut ihr auch öfter mal nachzugeben, nicht immer in den Widerstand mit ihr zu gehen. Denn der Körper bringt einen ja nicht unabsichtlich in diesen Zustand. Er versucht uns damit zu helfen, gerade wenn wir oft nicht auf seine Botschaften gehört haben, zieht er uns den Stecker und lässt uns in die Erstarrung fallen, weil dann einfach gerade nichts mehr geht.

Nach meinen Anstrengungen der letzten Tage: der Orga für die Klinik, Arzttermine und Rückgabe des Equipment bei meinem Ex-Arbeitgeber, „normale“ Carearbeit, Haushalt und Selbstfürsorge..puh!

Ich muss sagen ich gönne mir die Erstarrung gerade auch einfach, weil nicht mehr geht – oft hab ich eh nur 1-2 Stunden bevor ich zum Kindergarten gehe also stelle ich mir einen Wecker und erlaube mir solange zu versinken – mit und ohne Hand aufs Herz, was für mich ein aktives Eingreifen in die Erstarrung durch Selbstfürsorge darstellt.

Wenn der Wecker dann klingelt, trifft es mich immer hart und ich darf gut noch eine halbe Stunde einplanen um wieder einiger Massen körperlich und geistig mit kleinen Bewegungen und Orientierung im Raum wieder in der Realität anzukommen.

Gestern zum Beispiel war ich total platt nach meinn Terminen, danach und dennoch war ich froh das ich mit meinem kleinen als Selbstfürsorge noch ein Eis essen war…hat gut getan, auch wenn wir es uns dann zuhause ruhig gemacht haben.

Es ist echt schwierig in der Depression zu wissen was einem gerade gut tut und was nicht und es einfach auszuprobieren ist auch viel Kraftaufwand – deshalb seit lieb zu euch vor allem dann wenn es gerade mal nichts ausser der Letargie und Erschöpfung zu fühlen gibt- auch das ist warscheinlich gerade mal für euren Körper und Geist im Heilungsprozess nötig!

Achtet gut auf euch, ihr verdient es – genauso wie ich – das ihr nicht so hart „ins Gericht“ mit euch geht, wenn ihr aufgrund des vorübergehenden eventuell limitierten sprachlichen Ausdrucks und Abgrenzung mit Worten (versucht es einfach mal mit dem Körper z. b. distanz aufbau oder weggucken, wegdrehen) das Gefühl habt eure Bedürfnisse zuwenig zum Ausdruck gebracht zu haben.

Es ist einfach auch leider ein Sympton der Krankheit und du darfst gerade einfach auch mal nicht funktionieren!!

Wow…das schreib ich mir auch gleich mal wieder hinter die Ohren, falls ich wie gestern in die falsche U-Bahn steige und ewig durch Baustellen auf der Suche nach dem richtigen Ausgang irre auf meinem Weg zu meiner letzten Körpertherapie vor der Klinik. Heute eher ein selbstfürsorgliches „mich hinschleppen“…aber es tut im Nachgang auch immer gut..bisserl so wie mit dem Sport.

Trotzdem bin ich froh, ab nächste Woche mehr Therapie im Rahmen einer festen Routine zu haben, eigentlich wurde mir eine stationäre Therapie empfohlen – mal schauen, aber als Mutter mit viel Care Verantwortung kann und möchte ich mich nicht rausziehen (auch weil ich weis was da für den Papa bedeutet) …nicht wenn es auch mit dem Versuch der Tagklinik anders geht. Klar, wenn ich dadurch nicht „gesunden“ kann weil ich immere noch zu viel Verpflichtungen habe, dann müssen wir schauen.

Nur bringt es uns Müttern mit Familie auch nichts wenn dann alle anderen zu viel Stress haben und unser Familiensystem dadurch kollabiert – wir Mama sind leider oft sehr essentiell – deshalb dürfen auch wir gesund werden…wie auch immer das aussehen mag. Also Schuld und Scham auch hinter uns lassen, falls wir wirklich leider mal komplett „auschecken“ müssen, damit wir danach wieder für alle da sein können.

Schwere Sache- ich drück uns allen die Daumen für viel Kraft!

Zuviel am Morgen…Information Overflow…

Was mich in der Depression gerade am meisten stresst, sind sehr frühe Arzttermine. Einerseits schaffe ich es dann leichter aus dem Bett zu kommen, da mein Kopf noch schon flauschig im Nebel ist da die Schlafmedikation noch nachwirkt…charmant um man nicht dauernd zu „denken“.

Andererseits schreit jede Zelle im Körper ich muss sofort zurück ins Bett, der Kampf mit der Müdigkeit und Schlappheit sind gerade echt hart und bringen meinen Verstand dazu sofort in den Widerstand zu gehen und somit auf Kopfdruck das eigenen Leid zu verstärken. Gut das schon mal koginitiv zu erfassen, sich den Mechanismus bewusst machen und einfach mal bissel distanzierter wahrzunehmen kann etwas Entlastung bringen.

„Nützt ja nichts“, denke ich und versuch mich auf meinen Atemfluss zu konzentrieren, der mich merklich entspannt.

Die Großstadt mit all ihren Baustellen, permanent neuen Umleitungen und Veränderungen im Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel, die mittlerweile für jeden gesunden Menschen schon fordernd ist fordert gerade das ich das „leiden“ abgestellt habe ihren Tribut.

Mist, ich hatte alles durchgeplant mit Puffer und dann doch irgendwie aus Gewohnheit in die falsche SBahn eingestiegen. Also erstmal stoppen, durchatmen und meine App bemühen die mir leider nur ziemlich konfus weiterhelfen kann mit Fahrmöglichkeiten die meinen Termin in weite Ferne rücken lassen.

Panik…ich laufe los, falscher Ausgang, also wieder zurück und richtigen nehmen – 15 Min bereits zuspät also beschliesse ich Geld zu investrieren und schnell hoch zum Taxistand zu gehen um zielgerichtet ohne Schienenersatzverkehr zum Arzt zu kommen.

Ich klingele etwas kleinlaut aber entschlossen beim Arzt durch und entschuldige mit für meine Verspätung und frage ob es noch Sinn macht zu kommen. Ich bin unendlich froh das Verspätungen „entspannt“ genommen werden und ich noch kommen kann. So lande ich gestresst, verschwitzt und innerlich im Nebel, unsicher und verwirrt doch noch beim Arzt.

Hatte mir zum Glück für den wichtigen Termin heute Notizen gemacht, aber es ist gerade alles zu viel schreiben, zuhören gleichzeitig und dann noch reflektieren, verarbeiten der Infos und konkrete Fragen stellen…einiges ist geschafft, aber einige wichtige Frage hab ich eben doch vergessen! Wie es so ist fokusiert sich mein Verstand auf diesen „Fehler“ – hey, moment versuche ich es mitfühlend „ich hab so viel geschafft und so hart gehe ich mich jetzt an, really?!“

Also auch wenn ich kein wirklich befriedigendiges Gefühl habe, was erstens an meinem Zusand liegt aber zweitens auch daran das der Arzt meines Erachtens nach, viel zu wenig von sich aus zu meinen Baustellen erklärt und besprochen hat, auch bezüglich der Zusammenhänge und Erläuterungen der Blutwerte, die mich eine Stange Geld gekostet haben habe ich unzureichend Infos.

Klar hätte ich fragen können, aber meine inneren Prozesse waren leider sehr intensiv und ich zu beschäftigt.

Meine Strategie, um die aufkommende Selbstabwertung halbwegs in den „Griff“ zu bekommen:

  • Tief durchatmen
  • Mir klarmachen, dass ich mein bestes unter den widrigen Umständen gegeben habe
  • Halbwegs „locker“ bleiben, ist ja auch nicht „kriegsentscheidend“ wenn nicht alles klar ist
  • meine Lösungsmöglichkeit macht mich zudem, auch versöhnlich mir gegenüber:
    • Alle Fragen einfach fürs nächste Mal in den nächsten Termin schreiben und dann nicht gehen bevor alles abgearbeitet ist 😉

So da der nächste unangenehmere Termin mir schon im Genick sitzt und ich immernoch auf die Blutabnahme warte – gleich nochmal tief atmen, Fokus.

In Momenten die ich nicht kontrollieren oder verändern kann kommt dann gerne eine alte Hilflosigkeit hoch, die mich aus meiner Klarheit wieder mehr im Gehirnnebel wandeln lösst. Erstarrungsmodus und gleichzeitig auch Schamgefühle diesem alten Muster erlegen zu sein, kommen spürbar hoch.

Bodyscan, den Körper fühlen und Atmen – Hand auf das Herz, die Angst im Hinblick auf die Verspätung im Bezug auf den nächsten Termin sinkt.

Verwirrt mit vielen Informationen und einen Gefühl von Unklarheit verlasse ich endlich die Arztpraxis um den unangenehmen ehemaligen Arbeitsweg hinter mich zu bringen und mein Hab und Gut im Cafe bei einer ehemaligen Kollegin in Empfang zu nehmen.

In die „Höhle der Verdammnis“ wollte ich dann doch nicht rein, reiner Selbstschutz vor allem bei den Bad Vibes. Hab diese ganze Geschichte noch nicht verarbeitet, ist noch frisch und schmerzt an ein paar Stellen, das brauche ich gerade ohne Therapie nicht noch intensivieren.

Es geht schnell und ich bin stolz auf mich, dass ich das alle geschafft habe ohne Selbstzerfleischung unter den Umständen!

Da Frühstück heute Morgen nicht drin war, nehme ich mir jetzt achtsamen Raum für einen gesunden und nicht gesunden Snack und versuche bei mir zu bleiben im Hier & Jetzt …paar Minuten für mich zu „genießen“.

Da die Amygdala meine innere Bedrohlichkeit zur Zeit pushed und mein Hippocampus irgendwie gerade mein „Sein“ nicht deuten und einordnen kann, geschweige denn Emotionen koordiniert kriegt – fühle ich mich also weiter wie ein unsichtbarer Geist…ohne rechte Identität!

Trotzdem versuche ich das mal wieder so gut es geht hinzunehmen, steht ja ein Klinikaufenthalt an – Hoffnung kommt auf!

Bevor ich mein Zeitgefühl verliere und hier kleben bleibe freue ich mich jetzt doch den Heimweg bewusst anzutreten und zu meinem „sicheren Ort“ zu fahren.

Heute mal keiner da, was mir viel Raum gibt denn ich in Zeiten von Home Office schon öfter vermisse, andererseits auch etwas einsam. Nicht allzu lange in dem Gefühl verweilen denk ich mir, denn es gibt gerade massig nach den Terminen zu tun.

Dokumente scannen, speichern, verschicken und ordnen…Telefonate und Besorgungen, dann gönne ich mir ein kleines Mittagessen und tue mir gutes mit meinem therapeutischen schreiben hier.

Mich zieht es immerwieder magisch Richtung Bett heute, aber ich habe Angst dann nichts mehr auf die Reihe zu bekommen also versuche ich etwas zu lesen…mässig erfolgreich, aber ok.

Noch versuchen eine Stunde „in Ruhe“ nicht „Gedankenspiralen“ für mich zu nutzen und dann gemütlich mit dem Rad den kleinen abzuholen in der Hoffnung noch bisserl wärmende Sonne zu tanken und uns noch gutes zu tun.

Ich freu mich schon auf den süßen, auch wenn er mich gerade mit unendlich vielen Emotionen, seiner intensiven Lebendigkeit und Willensstärke gut fordert – gemeinsam Pause machen steht dann auch wieder zur Erholung auf dem Plan.

Das schöne ist das Kinder uns zwar sehr fordern, aber auch gleichzeitig fördern – er ist immer wieder einer meiner besten Lehrer!

Ein Moment der Dankbarkeit erfasst mich, für meine kleine Familie, unser Heim, lecker Essen, Freunde … vieles nehme ich oft gerade gar nicht so tief war – Schade, aber wird schon wieder – hab ja schon Erfahrung mit so einer emotionalen Berg- und Talfahrt ;).

Mit aller Kraft in Richtung Besserung

Puh ich sag euch eines einen ambulanten oder stationären Therapieplatz zu bekommen ist Schwerstarbeit für einen psychisch kranken Menschen, leider können das nur die Menschen wirklich beurteilen, die schon mal in der Situation waren.

Alle anderen z. B. Ärzte, Psychiater oder Krankenkassenmitarbeiter werden einem nett aber bestimmt weiterhin den Hinweis gegen der einen kranken zusätzlich unter Druck setzt“ sie müssen dran bleiben, täglich anrufen – nachhaken, ihre Bedürftigkeit zum Ausdruck bringen“.

Natürlich tun wir was wir können, ohne Frage – kein Mensch will diese traurige, gefühlstaube Leere mit Selbstzerstörungs-Tendenzen länger als nötig spüren!

Auch wir wollen behandelt werden und vor allem zielgerichtet, passend und zeitnah gesund werden.

Keiner von uns „depressiven“ mag es länger als nötig, auch noch diese Existenzangst mit sich rum zu schleppen. Das Gefühl nicht zuwissen, ob und wie lange man sich den eigenen, lange aufgebauten und hart „erarbeiteten“ Lebensstandard noch leisten kann (und vielleicht auch aufreibende gravierende Veränderungen für alle Beteiligten nötig sind) die Belastung und Schwere kann wohl keiner Nachvollziehen der noch nicht in der Situation war.

Also liebe Mitarbeiter im Gesundheitssystem, glaubt mir wenn ich sage jeder von uns tut im Rahmen seiner Belastung das möglichste um wieder gesund zu werden und auch wieder „normal“ leben und arbeiten gehen zu können.

Aber wie ihr alle wisst, ist das Gehirn ein sehr mysteriöses Organ über das alle viel zu wenig wissen, was nicht unser verschulden ist! Deshalb bitte vermeidet es uns noch mehr Druck zu machen, das ist kontraproduktiv und verlängert höchstens unser Leiden und euren „Kostendruck“.

Jeder von uns psychisch erkrankten wünscht sich sicher tausend Mal täglich lieber ein „körperliches“ Gebrechen zu haben, das einfacher zu behandeln ist als die Psyche.

Denn so belastet die Unsicherheit und Unklarheit auch unsere Lieben vielfältig mehr als bei jeder körperlichen Sache.

Viele Angehörige leiden auch unter der Hilflosigkeit, verausgaben sich zusätzlich und kompensieren viel was „Mama“ die so einiges schultert gerade nicht so kann.

In der heutigen Zeit in der wir aber alle am Limit sind und Familien nicht mehr in einem Ort oder Haus zusammenleben, ist es schier Unmöglich familiär die Last von einzelnen auf mehrere umzuverteilen.

Somit sind vor allem in Kleinfamilien meist explizit die Partner von der Krankheit mit belastet, was mich als betroffenen auch tangiert.

Ich sehe was meine Lieben – aber auch ich – in dieser schwierigen Phase stemmen, und es tut mir einfach jeden Tag erneut leid, dass uns das allen durch meine Krankheit zugemutet wird.

Schnell tendiert man dazu sich das als kranker Mensch selbst anzulasten, aber bitte lernt diesen Gedankengängen zu misstrauen und seht stattdessen „es ist eine Krankheit, du hast nicht darum gebeten – weder jetzt noch irgendwann darunter zu leiden“.

Es ist schwer genug anzunehmen das sie einen so aus der Bahn werfen kann, also bitte beschuldige und belaste dich nicht noch mehr damit!

Während ich diese Zeilen schreibe, fühle ich mich endlich wieder und es kommen mir die Tränen – es tut so gut zu fühlen auch wenn es schmerzt, besser als diese innere Taubheit, Erstarrung und permanenter Gehirn-Nebel.

Es schmerzt mich gerade sehr das diese Krankheit mein Leben das ich mir so „hart“ aufgebaut habe, droht umzustürzen – werden wir unsere Wohnung in der wir uns so wohl fühlen noch lange leisten können wenn ich weiter krank bin?

Wird unser Partnerschaft, mit alle dem Leid der letzten sechs Jahr angefangen von einer traumatischen Geburt bei dem wir den kleinen fast verloren hätten, schlaflosen Nächten wegen der Atemnot des kleinen über Jahre, dem Impfschaden und der daraus resultierenden chronischen Nervenschäden meines Mannes und meinen Krankheitsphasen.

Sagen wir so, das Leben hat uns echt gebeutelt, um uns auch einiges auf persönlicher Ebene klar zu machen. Wir haben versucht alles zu verändern und anzupassen was nötig war um bestmöglich „gesund“ weiter zu leben – nicht nur zu Überleben…obwohl es das oft war.

Wir haben es super gemacht, klar hat es uns unendlich Kraft gekostet und seinen Preis gehabt aber ich bin mega froh das wir das zusammen gemeistet haben.

Wir haben wie jede Familie unsere Streitpunkte wie z. B. ist der eine phasenweise ordentlicher als der andere oder braucht mehr Nähe/Distanz oder Ruhe – aber wir haben unsere Not zu einer Tugend gemacht und dazugelernt was unsere Bedürfnisse nicht, was uns am Leben erhält und was wir gerade brauchen.

Noch wichtiger haben wir gelernt und sind noch dabei Bedürfnisse auszudrücken um so überhaupt die Möglichkeit zu haben reale machbare Lösungen für uns alle drei zu finden.

Ich bin stolz auf uns war wir für einen steinigen Weg gegangen sind und das es uns noch „gut“ geht – doch die Unsicherheit wie lange diese Krankheit noch dauert nagt gerade an uns.

Es liegt oft in der Luft wie ein Gewitter, wir Eltern sind Kräfte mässig immer am Anschlag und in meiner aktuellen Krankheitsphase gilt es gerade wieder alles neu an Aufgaben zu verteilen, neu zu strukturieren – auch das kostet unsäglich Kraft die uns oft für anderes fehlt.

Den Spagat hinzukriegen und zu meistern ist schon eine riesige Kompetenz, die wir uns viel zu wenig selbst anerkenne und zugestehen! Ich versuche das uns aktiv oft real klar zu machen, indem ich spontan mal auf uns Anstosse wenn sich eine Gelegenheit bietet oder es einfach meinem Mann wenn wir erschöpft abends ins Bett sinken „vor den Last knalle“. Auch wenn die Stimmung für die eigene „Lobpreisung“ oft nicht passt, weil der Raum und die Leichtigkeit gerade einfach nicht dafür da ist – so darf es doch ein uns unterstützendes Mittel sein das uns aufzeigt wie gut wir unseren „Job“ machen.

Nicht nur als Eltern sondern auch als Partner und Liebende, die natürlich wenig Raum für sich haben.

Mir ist es gerade trotz Krankheit und weniger tiefes Gefühl wichtig, für Zweissamkeit klitzekleine Räume zu schaffen, oftmals einfach nur ein Spaziergang in der Natur ohne groß zu reden oder Abend zusammen nen Tee Arm in Arm trinken.

Die Angst das auch unsere Beziehung all die Krisen und die Erschöpfung der letzten Jahre und gerade diese Krankheitsphase nicht mehr lange aushalten könnte, liegt auch oft nahe.

Ich spüre sie bei uns beiden, obwohl mein Mann das aus Schuldgefühl wohl nicht laut aussprechen würde, aber ich weiß das es für jeden von uns manchmal „zu viel“ ist und wir uns fragen „schaffe ich das noch lange“ oder „nehmen wir uns beide durch unsere Krankheiten die Kraft die wir zum leben brauchen“?

Das sind sehr reale und auch befreiende Fragen in einer Situation der familiären Überlastung für die es auch Raum geben darf, egal wie sehr es schmerzt solche Gedanken zu haben.

Sowas machte sich gestern wieder klar bemerkbar, als wir unser Orga-Gespräch hatten in dem es um die Tagklinik ging, in die ich bald für zwei Monate gehe. Zwar nur tagsüber aber immerhin von 08.30 bis 17.30, da gibt es für eine Familie mit Kind viel umzuorganisieren was belastete Menschen enorm an ihre Grenzen bringt.

Gerade im Hinblick auf die Last die wir gerade tragen ist es wichtig uns nicht noch mehr inneren Druck zu machen und uns deshalb Gefühle und Gedanken zuzugestehen, es sind ja zunächstmal nur „Gedanken“ und keinem von uns beiden liegt an einer Trennung – darum geht es auch gar nicht. Es geht darum sich die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Raum für inneren Frieden, Freiheit und Gedanken zuzugestehen.

Ich persönlich muss sagen unsere Liebe die anfänglich klassisch körperlich und romantisch war, natürlich wie es sein sollte, hat durch die großen Herausforderungen mehr Tiefe und Format bekommen. Ich fände es toll wenn wir es schaffen, weiter an einem Strang zu ziehen und Miteinander weiterzugehen – denn wir haben etwas besonderes und viel gemeinsames Potenzial für weiteres erfülltes Leben und Lieben , das noch entdeckt werden darf.

Ich drücke uns die Daumen, auch wenn da gleichzeitig diese unendliche Traurigkeit aufkommt, dass uns das Leben anderes mit uns vorhaben könnte.

Drückt uns die Daumen für Heilung und endlich mal wieder unbeschwerte Zeiten.

Dasselbe wünsche ich dir da draußen, falls du in einer ähnlichen Situation bist. Es geht nach den Belastungen der Pandemie gerade vielen Menschen so, vergiss nicht.

Du oder ihr seit nicht allein und in guter Gesellschaft, nehmt das zum Anlass offen über eure Herausforderungen zu reden auch mit anderen und auch mal um Hilfe zu bitten!

Von wohltuender Erwartungslosigkeit im Mitteinander

Als sensibler empathischer Mensch lag es früh in meiner kindlichen „Verantwortung“ zu spüren wie es meinem Umfeld geht und wie ich es regulieren kann um mein bestmöglichstes Leben sicherzustellen.

Vielen sensiblen Menschen geht es hier ähnlich und je nach Ausmaß der Bedrohlichkeit des „Ausgleichen“ müssens und gleichzeitig der Intensität der Überforderung für das kindliche Nervensystem, dass dieser Spagat darstellte – die Erziehungsfunktion für das Elternhaus zu übernehmen, desto mehr belasten uns dieser wahrgenommenen „Regulierungsbedarf“ als Erwachsener.

Für mich stellt vieles was im im zwischenmenschlichen wahrnehme einen an mich herangetragene „Erwartung“ bzw. eine Anfrage zur Regulierung da.

Harmonie ist oft das bevorzugte Modell in dem ich keinen „Erwartungsdruck“ an mich zur Regulierung empfange. Doch es ist nicht realistisch oder gesund sich an Harmonie zu orentieren und diese anzustreben, das Leben findet einfach in der Reibung des Miteinanders mit all seinen oft auch mal „unangenehmen“ Emotionen statt.

Das auszuhalten durfte ich erstmal lernen, auch das selbst wenn ich diese subtile und oft unausgesprochene „Erwartung wahrnehme“ regulierend einzugreifen und mit ggf. einzuklingen – so ist das ein zweischneidiges Schwert das ich immer auch erst mal bewusst betrachten darf um mich dann basierend auf meinem Bedürfnis zu entscheiden ob ich da „mitspielen“ möchte.

Denn auch wenn meine Antennen im Bezug darauf „Erwartungen“ anderer an mich schnell intensiv wahrnehme, so ist es oft auch übergriffig und ungesund für mich einzugreifen.

Zudem gibt es auch Menschen die vielleicht unbewusst einen „Hilfebedarf“ anzeigen der aber real nicht erwünscht ist. Dann macht man sich oft auch keine „Freunde“ einzugreifen und erntet eher zusätzlich Unmut – was mich dann immer etwas irritiert zurück lässt. Denn meine Wahrnehmung das der andere meine Unterstützung will ist zwar ausgesendet worden, aber anscheinend ist er sich dessen unklar oder es ist keine willentliche Entscheidung.

Das wichtigste für mich ist es immer im Miteinander schnell wieder energetisch vom Fokus her zu mir zurückzukehren, egal was ich beim Gegenüber wahrnehme. Mich um meine Gefühle kümmere, mich erstmal in mir orientieren – meine Bedürfnisse klarkriege und mich dann oft „ausklinge“ und die „Erwartung“ nicht annehme.

Es ist einfach immer eine Sache was jemand sagt und was er aussendet – oft erlebe ich uns alle in dieser unklar und unsicher gewordenen Welt bedürftig. Wir alle hätten doch oftmal gerne jemand der uns mal was abnimmt, ein Problem lösst und obwohl wir eigentlich nicht wollen das sich jemand in unsere Sachen mischt senden wir subtil diesen „Hilfebedarf“ aus und sind dann erzürnt wenn jemand eingreift.

Missverständnisse in diesem „Sender/Empfänger Modell “ der Kommunikation in der es auch um unbewusste Entscheidungen geht, machen es oft unklar was wir gerade für uns oder von unserem Gegenüber wollen.

Fakt ist jedoch das „Eigenverantwortung“ das elementarste im Leben ist, somit sind wir ausschliesslich für uns verantwortlich und brauchen uns eigentlich null darum was der andere will zu kümmern – theoretisch. Denn wenn uns jemand am Herzen liegt, ist es dann nicht auch wichtig den anderen nicht hängen zu lassen.

Persönlich finde ich die sensiblel empatische Wahrnehmen, gepaart mit einer offenen Fragekultur am zielführendsten um respektvoll und nicht übergriffig mit subtilen „Erwartungshaltungen“ umzugehen z. B. “ ich nehme wahr das du hier gerade Unterstützung hättest? Liege ich da richtig? Was brauchst du denn konkret?“

Ansprechen der Wahrnehmung entlastet, das habe ich gelernt denn in meiner Kindheit war alles unausgesprochen und unklar und das mich am meisten geprägt und belastet.

Der eigene klare Umgang mit Erwartungen an sich und andere klar verstehen und hinterfragen und zum Ausdruck zu bringen ist heutzutage elementar um gesund im miteinander leben zu können.

Zum Glück kann man das lernen.

Ich bin schon immer am liebsten mit Menschen zusammen die möglichst innerlich klar mit ihren Erwartungen an sich und andere sind – die Eigenverantwortung leben und nicht von mir verlangen das ich das „richten muss“.

Es stresst mich ungemein mit Menschen die sich subtil in einen Erwartungsjungl verstrickt haben lange Zeit zu verbringen.

Einen Raum voll von unklaren Erwartungshaltungen zu betreten ist echt unangenehm und auf Dauer ungesund wenn man sich als sensibler nicht mega abgrenzen kann. Was auch immer klar auf die Tagesform ankommt.

Ich muss sagen ich reagiere oft allergisch auf unkonkrete und unrealistisch subtile Erwartungen die die Eigenverantwortung des einzelnen an mich übertragen wollen. Das macht mich oft wütend und darf erstmal in mir reguliert werden – denn aufgrund dieser mega hohen „Erwartungen“ an mich aus meiner Kindheit triggert mich das Thema und brauch erstmal Rückzug und inneren Raum um verarbeitet zu werden.

Deshalb bin ich aktuell auch sehr selektiv geworden, im Punkto mit wem ich mich umgebe, besonders in dieser Zeit.

Ich möchte meine Energie nicht mehr für die Befriedigung Erwartungen anderer verpulvern und ich möchte auch meine Erwartungshaltungen gesund realistisch halten lernen.

Gestern waren wir bei Freuden und es war ein Genuss einfach den ganzen Tag miteinander zu sein ohne das was erwartet wurde, wir haben zusammen gekocht, gegessen, mit den Kids gespielt, viel geredet und gelacht – ohne das irgendwer zu irgendwas verpflichtet wurde.

Es tut als sensibler Mensche einfach nur gut sich mit solchen Menschen zu umgeben und lässt nachträglich das Gefühl in mir nachreifen „so angenommen zu werden wie ich bin“ – gerade mit neurodivergenz ein großes Thema für mich.

Ein bewusster entlastend gesunder realistischer Umgang mit Erwartungshaltungen gepaart mit offener Fragekultur ist für mich das Mittel der Wahl um gesund zu werden und langfristig zu bleiben.

Ich kann es nur jedem sensiblen ans Herz legen es für sich selbt immer wieder zu hinterfragen und vor allem auch zu schauen welche Menschen dir gut tun und warum!

Menschen die Erwartungen an mich stellen, die bereits unausgesprochen over-the-top sind vertrag ich gerade nicht und energetisch ziehen sie mich eher runter, also möchte ich mich so wenig wie möglich damit belasten.

Reflektiere gern mal für dich den Druck der für dich und dein „Sein“ entsteht wenn Erwartungen unausgesprochen oder ausgesprochen ins Spiel kommen die nicht realistisch sind bzw. die sich der Eigenverantwortung entziehen.

Erstarrung

Es geht heute einfacher aufzustehen, auch wenn ich mich schwer fühle. Denn die abendliche Einschlafmedikation Quetiapin 25 mg, die ich gerade nehme um überhaupt ein paar Stunden am Stück durchzuschlafen lässt mich früh irgendwie noch eine Weile durchhängen.

Was cool wäre wenn auch mein Gehirn, bisserl später anspringt aber – nee das ist auch gleich da und erschafft mal wieder ein bedrohliches Klima am Morgen – obwohl alles schön ist hier.

Generell liebe ich diese sonnigen Morgenstunden, wenn alles noch ruhig ist und im Hinterhof die Vögel zwitschern, es geht sofort in mein Herz. Nur aktuell kann ich das nicht fühlen, alles ist irgendwie grau, nebelig, Gefühls-taub und das ruft Angst auf den Plan. Angst darin hängenzubleiben, Angst vor der Ungewissheit…

Na ja, also mal schnell aus dem Bett springen bevor die bleierne Trägheit nochmehr reinkickt. Auf gehts zu morgendlichen Kuschel, Frühstücks- und Anzieheinheiten mit dem Sohnemann der oft andere Pläne und Bedürfnisse hat als ich – was mich gerade gut fordert, aber mein Verständnis hat und so schneidet sich Mama die Energie dafür raus.

Was gut tut, wir haben heute beide mal länger geschlafen – fast verschlafen deshalb darf es jetzt auch schneller gehen, was gerade mega herausfordernd ist also mach ich, beim Versuch nicht drüber nachzudenken, bewusst und tief atmend um alles noch durch zu bekommen damit er gut und halbwegs entspannt in den Tag starten kann.

Ich bin froh über unser Lastenrad, das ich gestern erst wieder mal gewischt habe, denn es parkt unter einer Linde und sobald es feucht draußen ist bilden die Linden-Pollen einen tollen klebrigen Film auf meinem Sattel – na toll, denke ich – aber egal klebt die Hose halt und los geht die Fahrt.

Ich bin dankbar darüber das viele dieser kleinen widrigkeiten mein Nervensystem mittlerweile gar nicht so sehr tangieren, abhängig von der Tagesform.

Das morgendliche Bewegen auf dem Rad, mit dem Wind und der Sonne im Gesicht, gibt mir ansatzweise ein Gefühl von Lebendigkeit, das ich gerne für die paar Minuten voll auskoste.

Der kleine kommt gut an uns zischt gleich in seine Gruppe, ich bin unendlich froh, dass er sich so freut und verdrücke mich schnell in meine kleine „Wohlfühloase“ nach Hause auf meinen Balkon der noch bis ca. 11 Uhr etwas Sonne hat.

Der aufkommende Gedanke, dass ich das gerade nicht wirklich genießen kann, tut etwas weh. Ich bin nunmal ein großer Geniesser von Schönheit (Natur), leckerem Essen und Trinken und den wundervollen Momenten des Lebens.

Zuhause angekommen trifft mich der Blick in die Küche auf das Geschirr – ist mir gerade viel zu viel, mein System schreit Bett – Ruhe – Schlaf – jetzt!!

Also gut denke ich nicht so lange, und mach es mir im Bett mit einer Meditation bequem – soweit ich das gerade fühlen kann.

Heute ist eindeutig ein Tag der inneren Taubheit, der Erstarrung das merke ich ganz deutlich sobald ich mich eingekuschelt habe – das wohlige entspannte Gefühl das ich dabei normalerweise habe bleibt aus.

Es gibt eine wohltuende „Leere“ die mir Raum gibt zu sein – aber dies ist definitiv ein Gefühl von „einsamer kalter Leere“ bzw. Erstarrung.

Das Zeitgefühl verfliegt und zwei Stunden später, breibt mich meine Angst mitfühlend aus dem Bett denn ich hab ja noch das Geschirr…Frühstück das ich mir gutes tun will und später mein Kind holen und noch im Kindergarten putzen… Hallejulliah!

Bin gerade schon sehr froh meinen eigenen Haushalt geführt zu bekommen, geschweige denn woanders – aber es geht schnell und ist einmal im Monat und bringt mich raus aus der Bude und dem Kind die Chance noch mit einem Freund zu spielen…also Augen zu und durch.

Puhh ist das warm heute, mir ist schwindelig und mein Selbstwertgefühl tanzt heute auch in diesem Nebel der Taubheit Tango – es fällt mir unendlich schwer all das, inklusive mir heute auszuhalten.

Ich frag mich ja immer nach jedem Tag der ok gelaufen ist, woran das lag und merke auch oft die Enttäuschung wenn es wieder unkontrolliert schlechter wird.

Hat diese Erstarrung und Taubheit gerade einen aktuellen realen Auslöser?

Ich merke spürbar das die Taubheit eine Art von feststecken in alten, negativen kindlich erfahrenen destruktiven Gefühlen ist, sobald ich es irgendwie schaffen sollte in der Realität anzukommen wird es besser.

Aber heute ist da, sagt mir mein Körpergefühl auch irgendwie Veränderung die Angst verursacht, ich bin die Tage mit dem Kind allein das fordert mich innerlich – aber ist machbar. Zudem steht aber der Termin zum Vorgespräch in der Klinik morgen an, das erfüllt mich mit Freude aber auch Angst – vor allem der nicht verstanden zu werden, wieder meine Geschichte zu erzählen und evtl. kritische Fragen oder Unverständnis zu ernten.

Die größte Angst die Zugrunde liegt ist wohl einfach die Ungewissheit der Besserung und ob sie mir dabei helfen können – was real bewertet natürlich möglich ist.

Nur mein Kopf hat aktuell die absolute Bedrohlungslage vor Augen – so verbringe ich meine Stunden damit ihn durch alles mögliche davon zu „überzeugen“ das ich „halbwegs sicher“ bin.

Wobei ich meine eigenen Erwartungen nicht wirklich hoch schraube, da Sicherheit der Weg ist, denn ich gerade mit Unterstützung gehen werden darf.

Ich hoffe ich werde bald wieder mehr Energie und Lebenskraft spüren und wieder mehr geniesen können, es fehlt mir.

Ich weiß das die Lage sich wieder ändern wird, ich werde gesunden – wie schon ein paar mal vorher! Ein alter Brief den ich mir in der letzten depressiven Phase geschrieben habe, zeugt davon, er berichtet von besseren Tagen und Gefühlen – davon das meine Stärken sehr wohl gerade im durchhalten sichtbar sind und meine Potenziale noch immer da!

Ich bin zu energielos um dem zu wiedersprechen…vielleicht ganz gut so- weitermachen…

Vom respektvoller, heilsamer Akzeptieren der Meinung eines Menschen

Wow, wie die Zeit verfliegt – gerade in der Depression und/oder mit ADHS kann man das Zeitgefühl schon mal total verlieren.

Was auch ok ist denn es tut am besten tut man sich damit sich mit dem hier & jetzt zu beschäften – da gibt es ja bereits schon einiges mehr zu organisieren als man gerade schafft:

  • aufstehen, Orga, wann müssen alle aus dem Haus? Kind „fertigmachen“
  • Tagesablauf mit Kind organisieren: Bring/Abholzeiten; Playdates, Arzt Termine;
  • Erledigungen für sich, die Familie, das Kind: neue Klamotten, Abholungen, Medikamente etc.
  • Wichtige Anfragen die auf allen Kanälen reinkommen, irgendwie und möglichst zeitnah erledigen ;(
  • Unliebsame Aufgabe wie z. b. Rechnungen, Steuer etc.
  • Wäsche & Haushalt
  • Einkaufen bevor uns die Milch für das Frühstück ausgeht und das zensible Kind nichts anderes essen mag 😉

All das ist mir aktuell in der Krankheit bereits viel zu viel, was oft für gesunde Menschen ein Rätsel zu sein scheint. Es tut mir in der Krankheit am meisten weh ständig auf dieses Unverständnis zu stossen, da sich viele selbst überhaupt nicht ihres eigenen „Mental-Loads“ bewusst sind.

Klar wenn ich ein Bein gebrochen hätte, würde mich jeder von der zutuenden Arbeit frei sprechen, aber so seh ich ja noch „funktionsfähig“ aus und deshalb steht es oft gefühlt gesellschaftlich ausser Frage das man gesundheitlich gerade eben all diese Sachen, die jedem einzelnen oft auch zum „schnaufen“ bringen als Mensch mit psychischer Krankheit nicht schafft – Punkt!!

Die fragenden und bewertenden Blicke wenn ich diese Aussage mittel weile, ab und an tätige – zu meinem besten – um meine Kraft die mir aktuell noch zur Verfügung steht zu schützen, sprechen Bände und fühlen sich für mich aktuell bedrohlich an.

Es macht mir Angst nicht zu funktionieren und damit nicht gesehen und verstanden zu werden, ja sogar oft mein Leid „verteidigen“ zu dürfen.

In der Depression erscheint einem einfach alles bedrohlich und wir wünschen uns nichts mehr als gehört, gesehen und zumindest so akzeptiert zu werden wie wir gerade sind, mit der Einschränkung die diese Krankheit mit sich bringt. Es fällt uns gerade sowieso schwer unsere Bedürfnisse selbst zu sehen, geschweige denn sie zu artikulieren – all das ist schon eine große Herausforderung. Persönlich finde ich es respektlos einem anderen gesund oder krank seine Empfindungen oder Bedürfnisse anzuzweifeln oder gar offen abzusprechen – das darf sich dringend verändern in unserer Gesellschaft.

Ja klar, jemand der noch nie Downs hatte oder einfach alles wegdrückt an Gefühlen kann sich damit sicher nicht identifizieren und kann es nicht nachvollziehen – aber bitte lasst diese bewertenden Blicke und Bekundungen des Zweifels weg.

Angehörigen kann ich raten: einfach zuhören, da sein – ohne Tipps ohne Kommentierung und vor allem ohne Zweifel oder sogar die Angst noch zu potenzieren indem man seine eigene ins Spiel bringt z. B. durch Aussagen wie „wie soll es denn weitergehen, wenn das schon nicht geht“.

Wir Betroffene leiden am meisten unter unseren eigentlichen Symptomen plus der grundlegend fehlenden eigenen Akzeptanz das eben gerade wenig bis nichts funktioniert.

Aber das ist auch total normal, denn so funktioniert das System es fährt runter um sich neu zu starten zu regenerieren, wenn wir es lassen und je mehr und im innen oder außen dabei Druck gemacht wird desto schwierigen wird unsere gesundheitliche Situation.

Akzeptieren das es einem jeden Tag nicht gut geht und man keine Ahnung hat wie genua und wann es besser wird ist echt an sich mega doof! Das dürfte allen einleuchten, selbst dennen, die unsere Situation so gar nicht nachempfinden können und uns oftmals nicht glauben oder sogar offen anzweifeln.

Als sensibler und neurodivergenter Mensch – selbst ohne depressive Phase – finde ich diese Meinungen anderer darüber wie das gegenüber zu sein hat – welche auf ihrem Leben basieren – schon unglaublich schwer zu ertragen, aber mit depression kann so was für einen Menschen gesundheitsgefährdend sein ihm sowas zu unterstellen.

Also bitte geht etwas vorsichtiger miteinander um, gerade wenn es euch oder eurem Gegenüber mental nicht gut geht (was heutzutage sichtbar oder nicht bei sehr vielen Menschen der Fall ist).

Wir dürfen lernen die Meinung des Gegenübers stehen zu lassen, nicht zu hinterfragen – auch wenn wir sie nicht verstehen. Lieber immer nachfragen als zu bewerten oder ungläubig was zu unterstellen.

Jeder Mensch hat eine andere Geschichte, andere DNA und ein anderes Leben deshalb kann man ihn nicht auf Basis der eigenen Schablone für „Richtig oder Falsch“ beurteilen.

Ich hoffe für uns alle das dieses Wissen endlich mal in jede Zelle eines jeden Menschen durchdringt auf das wir uns nicht mehr für unser Sein rechtfertigen und bekämpfen brauchen, sondern die andere Sicht annehmen und die Möglichkeit des Perspektivwechsels zu schätzen wissen der uns weiterbringen kann.

Schönen Tag euch mit viel Geduld und Selbstmitgefühl für alle denen es gerade nicht so gut geht – ihr seit nicht allein damit!

Tage des Leidens…

Du weißt ja alles selbst, du weißt in deinem Innersten ganz wohl, dass es nur einen einzigen Zauber, eine einzige Kraft, eine einzige Erlösung und ein einziges Glück gibt und dass es Lieben heißt. Also liebe das Leid! Widersteh ihm nicht, entfliehe ihm nicht! Koste, wie süß es im Innersten ist, gib dich ihm hin, empfange es nicht mit Widerwillen! Nur dein Widerwille ist es, der weh tut, sonst nichts.

Hermann Hesse (Autobiographische Schriften)

Heute also wieder einer dieser „leidvollen“ Tage, ich habe heute „Frühschicht“ da der kleine am Wochenende gut früh aufsteht. Wir schauen uns seine Steinsammlung an und ich kämpfe mit mir um im Hier & Jetzt bei ihm zu sein und nicht in meiner schwarzen Wolke zu verschwinden.

Genau an diesem Punkt an dem ich das bemerke, setzt bei mir der innere Widerstand an – ich „hasse“ es einfach nicht alles geben zu können für ihn – für mich. Schuld, Scham, Schmerz und vor allem Widerstand – aber was bringt mir das?

Genau nichts als erst recht pure „Selbstabwertung“!

Was würde ich einer Freundin in einer Situation raten?

Ich würde ihr verständnisvoll und mitfühlend sagen “ Es ist wie es ist, du gibst dein bestes, diese Gedanken ziehen dich einfach nur runter – nimm sie bitte nicht so ernst.“

Was natürlich auch nicht einfach immer so ad hoc umgesetzt werden kann, aber schon mal entlastet.

Selbstmitgefühl bewahrt uns bewiesenermaßen vor Ängsten & Depressionen. MBSR, das achtwöchtige Programm von John Kabat Zinn oder Mindfull-Self-Compassion von Christina Neff liefern hier super Einführung in das Thema mit vielen praktischen einfachen Übungen.

Ich hab dazu von mega viel gelesen und vieles vor allem die „Mettameditation“, steht für mitfühlende Güte Meditation, bereits selbst angewandt.

In den Phasen der Depression wenn die negative Flutwelle oft über mich hineinbricht ist es mir alleine oft nicht wirklich möglich mich dessen zu erinnern, selbst wenn fehlt oft die Kraft um es umzusetzen.

Deshalb ziehe ich mir oft das Buch & Hörbuch von Christiane Neff „Selbstmitgefühl“ rein das mich immer wieder an der richtigen Stelle erwischt.

Beim lesen des Auszugs von Hermann Hesse aus dem Buch (s.o), kamen mir die Tränen denn die „Selbstgeiselung“ mit dem exessivem inneren Widerstand gegen all das was eine Depression ausmacht, ist schon ein umfassender Bestandteil des Problems.

Keiner mag so eine Krankheit, die so vielschichtig komplex ist wirklich haben. Aber ich hab sie nun ab und an mal, Punkt.

Es bringt nichts mir zu wünschen das es anders wäre, es bringt mir nichts mich mit anderen zu vergleichen, es bringt mir nichts in Angst darüber zu leben wer mich deshalb ablehnt …. – STOPP lieber Innerer Kritiker : das tut nur unnötig weh!

Kennt ihr das der innere Kritiker kreirt gleich irgendwelche destruktiven Zukunftsszenarien sobald man sich dann doch wieder in der Gegenwart eingerichtet hat.

Depression ist ein Tanz hin und her zwischen dysfunktionaler Vergangenheit, zurückfinden in die Gegenwart um dann irgendwann öft mal angsterfüllt in die Zukunft abzugleiten.

Der Widerstand gegen das was ist begünstigt den Impuls in eine andere „Zeitebene“ zu springen – leider oft meist mit negativem Outlook: könnte ja auch denken „hey, wenn ich da wieder aus der depression raus bin, rocke ich mein Leben“!

Na ja auch das ist klar zu viel erwartet! Erwartungen in der Phase möglichst gering zu halten und bewertungfrei bei allem zu bleiben ist für mich Achtsamkeit in dieser Phase – die ich minütlich üben darf.

Heute ist Sonntag, ich bin schlapp von all der Energie die mir durch Widerstand und „arbeit an mir flöten“ gegangen ist und vom funktionieren für meine Familie um mit ihnen dann auch mal wieder ein paar nette Familienmomente zu erleben.

Unseren geplanten Seetag haben wir aufgrund von allgemeiner Energielosigkeit nach unserem gestrigen Schwimmbad Tag heute abgesagt und ich erlaube mir langsam den Wiederstand darüber aufzugeben das es heute wieder schwierig ist irgendwas zu tun. Das meine Gedanken und Wege heute permanent ums Bett zirkeln und bei uns heute alles irgendwie damit verbunden wird.

Ich erlaube mir diesen Lazy Day und versuche den inneren Kritiker zu überhören der Angst vor morgen hat und mir weismachen will „das ich wenn ich heute viel im Bett bin….“

Man wird es dem inneren Kritiker denn niemals langweilig mit seinen Sprüchen – mir schon!

Mein lieber innerer Kritiker, mir geht es heute nicht gut und du machst es nicht besser. Ich weiß du willst mich immer nur schützen aber deine Strategie ist leider veraltet. Gib mir bitte mehr Raum für Selbstmitgefühl, das verdiene ich – genau wie jeder andere!“

Wahnsinn wie viel Offenheit, Milde und Selbstmitgefühl man anderen gegenüber bringen kann und sich selbst so hart angeht!

Das dürfen wir Betroffene uns immer wieder vor Augen führen, die Fragen: Ich das wirklich wahr? Was würde ich einer Freundin raten und wie würde ich mit ihr umgehen im Fall eines „Fehlers“?

Na ja, bestes tun und weitermachen.
Zum Schluss möchte ich euch noch meine Lieblingssichtweise aus dem Buddhismus mitgeben, die “vier edlen Wahrheiten“, die mir mit ihrem ehrlichen Realismus immer wieder helfen meine Perspektive wohltuender zu verändern – Quelle „ Religion entdecken“:

Die Erste edle Wahrheit heißt Dukkha. Sie sagt, dass das Leben aus Leiden besteht.

Die Zweite edle Wahrheit wird Samudaya genannt und erklärt die Ursachen des Leidens: die Gier, das Begehren, den Hass und die Unkenntnis des Menschen.

Die Dritte edle Wahrheit heißt Nirodha. Sie beschreibt die Aufhebung des Leidens, die nur dann funktioniert, wenn der Mensch seine Habgier überwindet.

Die Vierte edle Wahrheit erklärt, dass sich der Mensch vom Leid lösen kann, wenn er die Schritte und Lebensregeln des Achtfachen Pfades befolgt.

Abschliessend bitte nicht vergessen: wir sind viele – du bist nicht allein damit und wir alle werden unseren Weg damit finden!

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Aufwachen…erst wacht mein Körper auf, die Augen öffnen Sicht, Arme und Beine recken sich.

🌸Falls du Beratung zu Depression (Unterstützung bei Therapiesuche) suchst kann ich dir das Info-Telefon Depression von der Deutschen Depressionshilfe empfehlen : 0800 / 33 44 533 ‼️

‼️Bei konkretem dringenden Gesprächsbedarf wende dich kostenfrei telefonisch oder online (online.Telefonseelsorge.de) an die Telefonseelsorge : 0800/1110111 oder 0800/1110222.‼️

❣️Wichtige Hinweise zum Lesen des Blogs:❣️
🌸ich versuche achtsam zu sein, aber jeder hat ein anderes Verständnis davon also achte auf dich und lies nicht weiter wenn es dich belastet❣️
🌸Such dir dringend Hilfe wenn du merkst das es dir ähnlich geht und du seit ein paar Wochen mit ähnlichen Themen zu tun hast. Sprich bitte egal wie schwer es ist (geht mir auch so) mit Freunden, Familie,Hausarzt, Therapeuten, Seelsorge Hotlines, Sozialpediatrische Dienste in deiner Umgebung!
🌸Jeder Mensch erlebt eine Depression anders, hat unterschiedliche Symptome und Themen und auch die Wirksamkeit von Behandlungen ist unterschiedlich.
🌸Nimm dir bitte nur mit was sich für dich passend anfühlt und probiere auch nur das aus.
🌸Jeder Mensch steht an einem einzigartigen Punkt in seinem Leben, mit seinen Erfahrungen im Gepäck, deshalb sein bitte mitfühlend mit dir, wenn etwas bei nur gerade nicht klappt❤️‍🩹.

Ich nehme ein wohlig warmes und entspanntes Körpergefühl war… Ruhe und Frieden in meinem ganzen System. 

Das Nervensystem hat sich heute Nacht zumindest etwas regulieren können, da ich mich mit Ohrenstöpseln und Schlafmaske mal in Ruhe auf meinen Schlaf konzentrieren konnte und Papa in der Nacht das Kind wieder in den Schlaf begleitet hat – yeahh.

Eine Minute später…das Gehirn und der Verstand wachen auf … sie sind die letzten in der Reihe, da der „Mega-Rechner“ Zeit zum Hochfahren braucht.

Und schon kickt die Angst, ein Ziehen im Unterbauch, ein stechender Schmerz – fast wird mir übel. Das Nervengeflecht in dieser Bauchregion sendet die Signale sofort Richtung 🧠, um die „passenden“ dazu abgespeicherten Emotionen rauszusuchen.

Das Thema ist nur, dass diese  Gefühle nicht mehr „passend“ sind, da sie die eines kleinen Kindes sind – dennoch ist die neuronalen Verknüpfungen stark und somit lande ich wieder in der Vergangenheit.

Jetzt bedarf es der Fähigkeit der klaren, bewussten Wahrnehmung. Es braucht die Kraft der Atmung, um eventuell eine kurze Pause entstehen zu lassen, die es ermöglicht diese Emotion als „nicht real“ für den Erwachsenen (der ich real bin) zu entlarven und zurück in die Gegenwart zu kommen.

Ich versuche mich mit allen Sinnen im Raum zu orientieren und in den Körper hineinzufühlen, um mich im Hier & Jetzt zu verankern.

Es ist ein ganz schön energieaufwendiger Prozess, der voraussetzt, dass man noch genug mentale Kapazitäten dafür hat – was sehr häufig nicht der Fall ist. Deshalb bin ich gerade trotz mentalem Schmerz froh, es mal wieder üben zu können, um mein Nervensystem zu regulieren und alte unpassende „Speicherungen“ im System langsam zu überschreiben (Körpergedächtnis & Gehirn).

Darin sehe ich den Weg raus aus der Depressionsfalle – indem ich mich darin übe meine starken Emotionen, die mich alle auf einmal überfallen – Angst, Trauer, Schmerz -auszuhalten. Ich bin echt froh das in meinen letzten sechs Stunden NARM-Therapie da bereits gute Erfahren machen und abspeichern konnte.

Ich fühle mich also in das jeweilige Gefühl ein, nehme es wahr in Farbe, Form und sage ihm: „ich sehe dich, du fühlst dich an wie Angst – liege ich da richtig?“ Das Gefühl stoppt und nimmt leicht ab, das ist ein klares „Ja“. „Wir kennen uns schon, seit du ein kleines Baby warst, nicht wahr?“ Die Angst stimmt zu. Ich erfahre, dass sie seit jeher das Gefühl des Totstellreflexes in mir auslöst, um mich vor der Gefahr des Verlassenseins zu schützen.

Ich lege meine Hand auf den Bauch und die Wärme breitet sich aus, irgendwie fühle ich wie die Angst merklich abklingt und sich an meine Hand ankuschelt. Ich komme merklich zurück in die Gegenwart und alles normalisiert sich. Ist schon eine komische Sache, fast wie Zeitreisen, nur nicht wirklich so entspannt ;(.

Dennoch habe ich das gute Gefühl das sich die Dinge verändern, denn genau so fühlt sich meist erstmal an, ungewohnt und ungemütlich anders – aber irgendwie liegt darin auch die Möglichkeit von „besseren“ Zeiten.

Es ist nicht so einfach all die intensiven alten und realen Gefühle des Erwachsenen zu schaukeln, den damit verbunden Schmerz zu ertragen im Nebel der Depression und dann noch die Kraft aufzubringen um „umzulernen“.

Das soll kein Jammern sein, nein – es ist eine akkurate Beschreibung was Depressive Menschen alles leisten in der Krankheit. Von wegen nicht belastbar…nur eben anders!

Herausforderung des Zeit- und Energiemanagement in Zeiten der Depression

Zensibility Depressions Blog
#mittendrinstattnurdabei

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🌸Jeder Mensch erlebt eine Depression anders, hat unterschiedliche Symptome und Themen und auch die Wirksamkeit von Behandlungen ist unterschiedlich.
🌸Nimm dir bitte nur mit was sich für dich passend anfühlt und probiere auch nur das aus.
🌸Jeder Mensch steht an einem einzigartigen Punkt in seinem Leben, mit seinen Erfahrungen im Gepäck, deshalb sein bitte mitfühlend mit dir, wenn etwas bei nur gerade nicht klappt❤️‍🩹.

Übrigens das hier soll eine SafeSpace sein, für all die vielen Menschen die sich gerade mit dem Theme Depression „rumschlagen“ dürfen.

In der Depression verliere ich immer jegliches Zeitgefühl, es ist auch meist gar nicht – vielleicht auch begünstigt durch meine neurologische andersartigkeit im Rahmen von ADHS.

Dennoch mal tendiert ja immer mehr in der Vergangenheit emotional festzustecken oder andauernd hin und her zu switchen. l

Termine hab ich also ganz natürlich weniger auf dem Schirm auch wenn ich sie alle akribisch im Handy pflege und viele akustische Erinnerungen einstelle, so mag mein Hirn es einfach in Sekunden wieder löschen das irgendwas ansteht. Was auch Sinn macht, denn das Gehirn ist einfach in einer solchen Phase überlastet und streicht alles was zusätzliche Ressourcen und Kraft kostet. Also lasst euch nicht allzuser von Schuld oder Scham catchen wenn ihr mal wieder was verpeilt.

Jeder der noch nie mit einer Depression in einem gewissen Schweregrad zu tun hatte, kann das nicht wirklich nachvollziehen, deshalb ist es um so wichtiger versuchen es irgendwie zu artikulieren wie schwer Zeitmanagment gerade für uns ist.

Zeit ist ja per se ein Konstrukt das von Menschen gemacht ist und generell dazu dient uns zu strukturieren und primär einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. In der Krankheit, wenn arbeiten nicht möglich ist, darf die eigene Struktur sich deshalb gerne ändern – natürlich ist es dennoch wichtig die Bedürfnisse und Termine der unmittelbaren Familienmitglieder, vor allem als Mama da mit einzugeziehen. Allein diese Planung lastet uns in der Depression schon oft aus.

Da wir familiär gerade viele gesundheitliche Themen bei uns allen dreien anstehen, haben wir uns aus Zeitmanagment Gründen eine online Familientherapie ab und an am frühen Morgen eingeplant, was für mich immer total anstrengend ist da mein Kopf gerade am Morgen total im Nebel und Negativität steckt.

Sich aus dem Bett zu schleppen, anziehen, das Kind aufzuwecken, ready zu machen – was bei sensiblen und neurodivergenten Kids schon intensiv sein kann und alles vorzubereiten für einen Online Termin der uns allen wichtig ist, erfordert für mich gerade oft schon die Energie und Kraft die ich nach 8 Wochen Depression ohne reguläre feste Therapie und medikamentöse Neueinstellung aufbringen kann.

Dennoch weiß ich das ich diese Kraft aufbringen möchte da es wichtig ist für uns als Familie, denn es ist so schwer die Bedürfnisse anderer wenn man mit vielen chronischen Themen lebt zu übersehen, wodurch es zu Konflikten und weiteren Verstrickungen kommen kann, die einen nachhaltig belasten können.

Also wichtig für mich diese Energie einzusetzen und dabei aber auf mich zu achten.

Fragen wie:

  • wann genau ist mir etwas zuviel?
  • Woher kommt dieses Gefühl gerade? Hat es mit dem erwachsenen Ich der Gegenwart zu tun oder ist es eine Projektion aus der Vergangenheit? Um die Vergangenheit kann ich mich liebevoll später kümmern – wenn es ein Thema der Gegenwart ist gilt es sich zu überlegen ob es gesünder und energietechnisch möglich ist, mein Bedürfniss auszudrücken im Miteinander.
  • Was brauche ich jetzt um mich zu stabilisieren?

Für mich war die Familientherapie Sitzung heute morgen gleichzeit gut aber auch sehr schwer auszuhalten.

Es ging heute um die Bedürfnisse die wir individuell haben, mein Mann war dran und konnte sich mal reflektieren was ich sehr wichtig und wertvoll für uns alle fand – es stand einfach an.

Da ich aber aktuell keine Gesprächstherapie habe sahs ich andererseits wie auf Kohlen und viel in ADHS Manie immer wieder innerlich in den Modus „ich will aber auch was sagen“ – oder hatte das Gefühl „mist, ich brauch auch gerade dringend ein Gespräch“.

All das hatte aber ausschliesslich mit mir zu tun – deshalb versuchte ich tief zu atmen und mein Bedürfniss „mit meiner Bedürftnigkeit“ gesehen zu werden, selbst so weit wie möglich zu bedienen.

Ich versuchte mich auf mich zu fokussieren, und sagt meinem inneren Kind und dem inneren Kritiker die eindeutig gerade viel „Redebedarf“ haben zu sagen „ich bin für euch euch da, ich sehe euch und eure Bedürftigkeit“.

Was es mir einerseits möglich machte nicht tiefer in die Selbstabwertung und Verzweiflung zu versinken, andererseits aber auch real viel Kraft kostete.

Das aktiv in der Session zum Ausdruck zu bringen, hätte sie aber gesprängt und wertvollen und wichtigen Familenraum genommen – deshalb ist es für mich manchal auch essentiell ein Bedürfniss gerade nicht auszudrücken (wobei es meist andersherum ist).

Alles in allem ist es mega wichtig für mich im Nachgang für mich zu sorgen, mir erstmal Zeit zu nehmen für meine Gefühle – therapeutisches Schreiben, Atmung, was trinken und Essen – Grundbedürfnisse erfüllen.

Auch wenn das heißt, dass mein Kind das heute aus organisatorischen Gründen zuhause ist gerade länger als normalerweise am TV vergnügt, was ich aufgrund der aktuellen gesundheitlich anspruchsvollen Lage nicht mehr mit Schuld- und Schamgefühlen von mir oder außen bewertet wissen will!

Jeder gibt hier gerade sein bestes und mehr geht einfach nicht, für uns ist es wichtig dass wir als Eltern lernen auch erstmal wieder auf uns zu schauen, denn unser Kind braucht uns. Das ist kein Egoismus, das ist gerade überlebenswichtig für jeden Elternteil – lasst euch da bitte in schwierigen Phasen nichts von außen einreden. Auch sich Hilfe zu holen wenn man zu belastet ist, ist für alle Familienmitglieder ungemein wichtig. Leider geht hier gerade mit der guten Überlastung der Gesundheits- und Sozialsysteme eher wenig, aber was machbar ist kann man schon versuchen.

Im Krankheitsfall läuft die inner und äußere Uhr einfach anders, wir verstricken und verhaspeln uns mehr – Termine erscheinen mir gerade, egal wie wichtig sie für mich sind als „Bedrohung“ und belasten mich oft im Vorfeld schon da es immer schwierigen wird mich aufzuraffen.

Dennoch weiß ich das es wichtig ist dranzubleiben um sich Hilfe zu suchen und so steht während der kurzen Ausruhpause mit Cafe und kuscheln wieder mal der Griff zum Telefon an um einer Klinik und einem Therapieplatz nachzutelefonieren um bald endlich die Hilfe zu bekommen die ich brauche um gesund zu werden.

Jeder Betroffene wünscht sich im Krankheitsfall lieber eine körperliche Krankheit als eine psychische denn diese ist grundlegend klarer von der Diagnose, der Verfügbarkeit und der Wirksamkeit und Dauer der Behandlung.

Vor allem aber steht bei der körperlichen Krankheit oft fest wann es wieder „besser“ werden sollte was bei der psychischen Krankheit eher weniger der Fall ist. Diese Ungewissheit ist für alle Beteiligten, besonders aber für die Betroffenen sehr belastend, bitte vergesst das nicht – gerade wenn es mal wieder haarig wird durch die Krankheit im Miteinander.

Es geht für mich und unsere Familie geht es gerade darum durchzuhalten, bis ich in hoffentlich 2-3 Wochen (leider immernoch unklar da die Klinik keine konkrete Auskunft erteilen kann) in die Klink kann. Energie und Ressourcen dürfen noch präziser eingesetzt und gemananged werden, selbst wenn das gerade per Se in der Krankheit das schwierigste überhaupt ist- wir kriegen das zusammen bestmöglichst hin, mit etwas Hilfe vom außen und vom „Himmel“ (bin ja ein spiritueller Mensch – was oft auch als gute Ressource hilft um Hoffnung & Antrieb zu bewahren).

Jeder Tag scheint allerdings gerade irgendwie für mich gleich immer wieder ein „Überlebenskampf“ am Morgen und sich herausarbeiten aus den Gedanken bis es Abend oft leichter wird und ich mich wieder lebendiger fühle und sogar oft wieder etwas Kraft, Freude und Hoffnung schöpfen kann.

Der Abend ist meist die beste Zeit für ausgewählte und machbare Unternehmungen und Aktivitäten gerade, die uns nachhaltig kräftigen und stärken können.

Das heute Freitag ist und Wochenende, tangiert mich deshalb nicht wirklich da ich auch am Wochenende unter der Krankheit leide, auch wenn da manchmal mehr kleine feine Räume für mehr Ruhe und mehr an Bedürfnisspflege für jeden von uns bedeuteten kann – wenn nichts dazwischenkommt ;).

Ich hoffe wir schaffen es bei dem Wetter vielleicht mal zum baden an den See, wenn es dann zuviel werden sollte von den Menschen, gehen wir einfach wieder aber die Natur und der Bergblick tanken mich immer maximal auf – auch wenn es ganz schön Kraft kostet den Seetag vorzubereiten. Aber vielleicht muss es auch nicht der große Ausflug zum Starnberger See mit Proviant und allem drum und dran sein, sondern kann eine Radtour zum See in der Nähe mit kleinem Gepäck werden :).

Whatever works for us…!

Lasst es euch gut gehen und denkt daran in ganz kleinen Schritten, Aktivitäten, Fürsorgemaßnahmen zu denken – denn die großen kosten oft viel Energieeinsatz den man gerade dann nicht hat und am Ende ist man „noch erschöpfter“.

Energiemanagement im Leben mit chronischen und psychischen Krankheiten eine „Rakentenwissenschaft“ für sich!.

Viel Kraft auch für dich da draussen, wenn du dich mit den Themen rumschlägst und vergiss nicht: wie sind viele – du bist nicht allein!!!