Möglichkeiten…

Möglichkeiten...

Wir leben glücklicherweise in einer Welt in der uns alle Türen offenstehen, insbesondere hier in Deutschland. Mir persönlich ist dies auch gerade erst wieder bewusst geworden, genau dann wenn die Möglichkeit beschränkter vorhanden sind wie ggf. zu Coronazeiten.

Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls eine Diskussion über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Beschränkung von Möglichkeiten führen -obwohl ich es äußerst angebracht finde- vielmehr ist es doch spannend das einem immer erst auffällt was möglich ist, wenn es das nicht mehr ist 😏.

Ich möchte heute gerne, an meinem persönlichen Beispiel, beleuchten was Möglichkeiten einem „bringen“ und was sie einen „kosten“ können – sprich was sind die zwei Seiten der Möglichkeits-Medalie für mich.


Lange Zeit war mir aufgrund meiner Erziehung gar nicht bewusst, dass es für mich persönlich überhaupt Möglichkeiten gibt. Ich ging den Weg den mein Elternhaus mir vorgab und fühlte mich zwar nie sonderlich wohl dabei, aber hey…es ging vorwärts.

Ich nahm also eher unbewusst bzw. ohne mich klar zu positionieren berufliche Möglichkeiten war.
Das führte mich zwar weiter hinauf auf der Karriereleiter, war aber meist nicht sonderlich erfüllend. Was daran lag das ich selten eine Entscheidung für irgendeine meiner gefühlt „nicht existenten“ Möglichkeiten getroffen habe.

Damals existierten also weder berufliche noch private Möglichkeiten für mich, da ich aus einem kleinen Dorf kam und bei der Auswahl meiner Freunde und dem was ich tat auch nicht das letzte Wort hatte. Kennt ihr den Spruch: “Solange du deine Füße unter unseren Tisch stellst..“. Na ja, ich sehe es ihnen heute nach, dass ist nunmal die geltende gesellschaftliche Erziehungspädagogik der Zeit meiner Eltern.
Wir verwirren und verirren uns heute dafür in anderen Erziehungsansätzen von denen ich mich auch manchmal frage ob dies nicht zu extrem ist…aber anderes Thema 😏.

Das fehlen von Möglichkeiten machte sich irgendwann bereits beim Aufstehen am Morgen bemerkbar. Warum aufstehen wenn alles so dahin läuft und man keinen Spielraum hat? Alles schön irgendwie keinen Sinn zu ergeben und war so düster und belanglos. Viele Jahre lang eingeübt verhalf mir diese Denke zu einem tief angelegten destruktiven Glaubenssatz.

Irgendwann ist es einem gar nicht mehr bewusst warum man sich am Morgen so komisch fühlt, erst durch achtsame Wahrnehmung meiner Gedanken kam ich langsam drauf warum mein Körper sich so angespannt fühlt und der Geist darauf mit bestimmten Gedanken reagiert.

Ich begann mit Körperwahrnehmung, achtsamen erfühlen und aufspüren des Gefühls im Körper bis hin zum täglichen Umprogrammierung des Glaubenssatzes anhand folgenden Mantras: „Jeder neue Tag ist voller Möglichkeiten für mich“.

Das hineinspüren, visualisieren und fühlen dieses Satzes verhalf mir in monatelangem Training Linderung von morgendlichen Ängsten, Unlust bzw. Frustration.

Die Entdeckung das es viele Möglichkeiten gibt und man diese jeden Tag aufs Neue für sich nutzen kann, gab mir viel Kraft und positive Energie zurück.

Anders in den Tag zu starten war für mich echt eine der schönsten und größten Geschenke überhaupt, viel leichter und mit mehr Energie, Motivation, Mitgefühl und auch etwas Freude auf das was kommen mag. Zugegeben es klappt noch nicht annähernd so oft ich das gerne hätte, aber das Training macht für mich langfristig den Unterschied.

Somit ist es auf der einen Seite sehr befreiend Möglichkeiten zu haben, das ist das eine Ende der Fahnenstange für mich. Auf der anderen Seite, gerade an Tagen wie heute, kann es auch schnell ins andere „Extrem“ der innerlichen gedanklichen Überflutung aufgrund von Möglichkeiten können – Druck entsteht.

Ich habe viel Interessen und wenn ich erstmal an einem Thema dran bin tauche ich voll ein und es fallen mir mega viel Ideen dazu ein – eine Flut von Gedanken entwickelt sich. Die Kreativitätswelle erfasst mich dann manchmal förmlich und droht mich zu erdrücken.

Eines ergibt dann das andere und schon drehen sich alle Rädchen in meinem Gehirn wild durcheinander. Ich verfalle in eine regelrechte Euphorie und verliere den Kontakt zu meinem Körper. Der Puls ist schnell, der Kopf raucht, alles auf Autopilot – kurz vor der Explosion 😏. Wenn ich diese Energie körperlich verbrennen würde, würde ich meine Bikinifigur ohne Probleme halten können 😜.

Wo ist die Handbremse? Sofort Druck rausnehmen und mich Erden! Sobald ich die Erde und meinen Körper wieder bewusst spüre und das am besten unterstützt von konzentrierter Atmung, kehrt langsam wieder Ruhe in mir ein. Alle Energie die durch die Entdeckung der Möglichkeiten, in die Außenwelt freigegeben wird muss wieder gebündelt in meine innere Mitte fließen um in Balance zu kommen.

An vielen Tagen ist das Leben echt ein Drahtseilakt zwischen dem Frust fehlender Möglichkeiten und dem Überfluss der Möglichkeiten.

Besonders spürbar wurde mir das erst wirklich im März als Corona uns dazu zwang 4 Wochen nicht aus dem Haus zu gehen. Zunächst war ich so frustriert über die fehlenden Möglichkeiten und hatte wohl Angst was zu verpassen, was mich echt bedrückte.
Als mir das dann bewusst wurde konnte ich langsam üben gegenzusteuern, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es war ein spannendes Experiment von der einen Seite der Fahnenstange (fehlende Möglichkeiten), über die angenehme Balance in deren Mitte, hin zu „alles ist wieder möglich-los gehts“ überzugehen.

Im April/Mai war ich in der entspannten Mitte bis alles wieder erlaubt war und im Juni/Juli eine Flut von „es gibt so viel zu erleben…packen wir es an“ über mich schwappte.

Im Leben gilt es somit für mich, bildlich gesprochen, diese Gedankenflut -ausgelöst durch Möglichkeiten -zu glätten und wieder ruhig wie ein weiter Ocean zu werden 😏.

Ich denke ich möchte auch deshalb langsam mal raus aufs Land ziehen um den Möglichkeiten-Druck auch realistisch nicht mehr zu haben. Doch irgendwie komisch, von was man sich heutzutage alles unter Druck gesetzt fühlen kann 😜.

Was sind Möglichkeiten für euch – ohne darüber nachzudenken?

  • Bedrohung/ Angst,
  • Inspiration,
  • Sorge,
  • Freude,
  • Chance,
  • Hoffnung?

Mein Fazit ist: früher waren sie, falls wahrnehmbar, definitiv Bedrohungen/Angst. Heute bin ich glücklich das ich nun immer mehr ihre inspirierende Freude in mich integrieren kann…mal besser mal schlechter – aber wenigstens von allem was 😊!

Von Herzen,

Silke