Vom „Sein“ mit Wut

Vom "Sein" mit Wut

Wut ist geballte Energie – Ausdruck purer Lebenskraft

Silke Kiris

Ich bin kein Freund von Emotionen die sich so explosiv und schnell aufbauen und nahezu unkontrollierbar sind.

Eine Bemerkung eines Menschen die einen plötzlich und unverhofft mitten da trifft wo es prekär wird – in meinem Fall: die „gutgemeinte“ Kritik an der Erziehung der Kinder am besten von Leuten die gar keine Kinder haben, es aber selbstverständlich besser wissen.

Also erstmal tief durchatmen um wieder zurück in die Realität zu kommen und es mal sachlich betrachten: Gefühle sind lediglich starke Energien die, die geballte Lebenskraft und Lebendigkeit in einem selbst spürbar machen!

Wahnsinn – endlich habe ich die positive Seite der Medallie Wut entdeckt. Denn alles hat zwei Seiten, alles entspringt der Dualität. Diese Erkenntnis hilft mir enorm um mich nicht voll und ganz darin zu vertiefen. Ich erkenne: ich bin nicht diese Emotion – sie ist nur ein Ausdruck einer Verletzung.

Ich nahm mir heute die Zeit mich mit der Emotion am Abend auseinander zu setzen. Wobei es dabei ja die verschiedensten Ansätze gibt: ablenken, fühlen, wegdrücken, vorbeiziehen lassen….

Ich entschied mich für folgendes Vorgehen:

  • Augen schliessen, tief ein- und aus atmen und Gefühle im Körper versuchen wahrzunehmen (falls man sich zu sehr mit dem Gefühl identifiziert und deshalb nicht richtig wahrnehmen kann hilft mir oft das Mantra “ Ich bin nicht meine Gedanken“):
    • Wo genau sitzt dieses Gefühl in meinem Körper?
    • Wie fühlt es sich an?
    • Was löst es in mir aus?
    • Ist es wahr bzw. entspricht es der Realität oder meiner vergangenheitsgefärbten Wahrnehmung der Dinge?
    • Gibt es vielleicht noch andere zugrundeliegende/damit verbundene Gefühle?

Es ist wirklich spannend was man dabei alles erleben kann. Man lernt die Emotion auf jeden Fall besser kennen, speichert ab wie sie sich anfühlt und ist vielleicht beim nächsten Mal schneller im Bilde um welche Emotion es sich handelt.

Ich liebe es ja manchmal mir die Emotion von ihrer Form, Farbe, Position im Körper, Aussehen richtig zu visualisieren und eine gepflegte Unterhaltung mit ihr zu fühlen. Dabei kommen einem echt manchmal die interessantesten Erkenntnisse die helfen können sich wieder zu sammeln.

Wenn das Vorgehen bei mir nicht fruchtet, tut mir immer Mitgefühl für mich gut und eine Handvoll Schlaf um mein Gehirn zu rebooten und wieder klar zu denken.

Eine gute Sache die mal besser und mal schlechter für mich funktioniert ist Metta-Meditation, hierbei handelte es sich um eine geführte Mitgefühlsmeditation. Hierbei geht es um Mitgefühl für sich selbst, geliebte Menschen und explizit auch die Menschen die einen gerade verletzt haben. Hier eine meiner Lieblings-Metta Meditationen in englisch (gibt aber auf YouTube auch einige auf deutsch):

Diese Meditation hilft zurückzukommen ins Herz – zu uns – zur Liebe!

Zugegeben es ist nicht leicht dem Mensch der einen gekränkt hat Liebe und Vergebung entgegenzubringen, aber mit etwas Übung ist es das befreienste Gefühl überhaupt!

Den Ärger loslassen um unseres Selbst-Willen – um wieder in unsere Mitte anzukommen.

Für mich war es allerdings ein weiter Weg bis ich gewissen Leuten aus der Vergangenheit vergeben konnte oder mich langsam annäherte ihnen Mitgefühl zukommen zu lassen, aber es ist ein großes Geschenk das man vor allem sich selbst damit macht.

Wenn es jedoch zu schwer ist aus der Emotion auszusteigen, sind in meinem Notfallkoffer liebevolle Gedanken, Dankbarkeit oder Mitgefühl die mich ruhiger werden lassen.

Zazen – das Sitzen in Stille ist für mich anschliessend der wirksamste Weg die Vergangenheit abzuschütteln und in der Realität und meiner Mitte anzukommen.

Wie sagte Zen-Meister Hinnerk Polenski vor kurzem so schön: „Zen ist Wirklichkeitsergründung!“

Fühlt euch von Herzen gedrückt,

Silke