Von achtsamer Kommunikation

Von achtsamer Kommunikation

Kommunikation ist etwas sehr komplexes und faszinierendes zugleich. Den Anspruch es „richtig“ zu machen, kann meines Erachtens nach keiner von uns wirklich für sich erheben.

Die ersten Ansätze und Modelle um Kommunikation verständlich und greifbar zu machen haben ihren Ursprung in den 40er Jahren in der Nachrichtentechnik, als es darum ging, die komplexe Wirklichkeit des elektronischen Informationsaustausches möglichst einfach darzustellen. Es entstand das sog. „Sender- Empfänger“ Modell das von  Claude E. Shannon und Warren Weaver entwickelt wurde:

Von achtsamer Kommunikation

Schon damals war klar, dass es zwischen dem Sender und dem Empfänger einige Möglichkeiten gegen würde die, die Vermittlung einer „einheitlichen“ Botschaft von A nach B erschweren könnten.

Hier waren zwar in erster Linie „technische“ Störungen gemeint, aber aufgrund der Tatsache, dass jeder Mensch in seiner eigenen „Realität“ lebt und denkt ist es klar das es grundsätzlich nicht einfach ist, zu einem Verständnis zu kommen.

Darauf basierend entstand einen Vielzahl von anderen Modellen die versuchten Kommunikation analytisch, logisch und für uns greifbar zu machen. Mit dem Ziel sie zu Nutzen um unsere Kommunikation zu „verbessern“ – uns besser zu verstehen.

Wie hat sich die Kommunikation in letzter Zeit entwickelt?

Die Menschen sind heutzutage gestresst, chronisch unter Zeitdruck. Somit ist es normal, das sie wenig Ressourcen haben sich mit sich und dem „Miteinander/Kommunikation“ genauer zu beschäftigen.

Keiner hat Muße hinzuschauen das bei ihm, geschweige gesellschaftlich schiefläuft. Dies ist ganz natürlich und verständlich, da unsere Gesellschaft sich einfach zu viel zumutet und zuviel erwartet! Gerade deshalb schreibe ich auch darüber, damit wir auf diesen Automatismus aufmerksam werden und wieder hinschauen lernen um langfristig daran zu arbeiten.

Unter diesen Umständen wurde „menschliche“ Kommunikation irgendwann als nicht mehr „zielorientiert“ bzw. „nicht professionell“ erachtet. Was meine ich in dem Zusammenhang mit „menschlicher“ Kommunikation?

Nun meiner Meinung nach sollte mehr als „Wie gehts?“ oder „Schönen Tag“ an menschlichem Austausch in einer Kommunikation erfolgen. Ich finde es wichtig zu wissen was das Leben des Gegenübers im Kern ausmacht um auch ein Interesse und Bindung zu dem Menschen aufbauen zu können.

Die Kommunikation verkam heutzutage somit mehr und mehr zum reinen Austausch von Informationen zu einem Thema. Wichtige Elemente der Kommunikation wie der Ausdruck der eigenen Bedürfnisse/Meinung, Emotionen oder persönlichem Befinden wurden dabei immer mehr ausgeklammert. Somit tendierten wir Menschen, auch im Punkto Kommunikation dahin, uns immer mehr zu verbiegen um alles möglichst im Sinne der Leistungsgesellschaft „Effizient“ zu erfüllen.

Diskussionen die in Gesprächen entstanden, da Menschen ihre eigenen Bedürfnisse/Meinungen äußern wollten, werden aktuell im Berufsleben teilweise sogar aktiv von Führungskräften unterbunden. Ein Verhalten das nicht nur geschäftsschädigend ist, da viel Potenzial verloren geht, sondern auch die Ressource Mensch keinesfalls wertschätzt.

Die „effiziente Kommunikation“ lehrte uns auch das Zuhören zu verlernen, denn diese „Druckbetankung“ mit Informationen überforderte unser System ganz einfach und somit schalten wir irgendwann einfach auf Durchzug oder wir vollenden die Sätze des Gegenüber innerlich um „effizienter“ zu sein.

Das „Zuhören“ verkam dazu, den Schwall von Information irgendwie zu verarbeiten und ihn möglichst an den Sender „zurückzuspielen“. Was wirklich nicht so leicht ist, da man viel im eigenen Kopf zu verarbeiten hat und somit nicht viel Kapazitäten hat um den anderen und das gesagte überhaupt noch vollends wahrzunehmen.

Somit ist sowohl der Sender als auch der Empfänger merklich mit sich selbst und der Vermittlung von „seiner Information“ beschäftigt. Was vom Sender wirklich ausgedrückt werden will, kommt dadurch höchstwarscheinlich gar nicht mehr beim Empfänger an. Das führt oft dazu, dass beide von verschiedenen Dingen reden und Lösungen finden, die nicht wirklich aufeinander abgestimmt sind. Für mich persönlich ist das „nicht verstehen“ und „nicht verstanden werden“ eines der größten Frustpotenziale der heutigen Kommunikation.

Ich vermisse hier total das „Miteinader“, die Basis für einen wirklichen „Austausch“!

Irgendwie erinnert mich die „moderne Kommunikation“ an einen Schlagabtausch beim Tennis, man versucht einfach schlagkräftig den Ball im Feld des Gegners zu platzieren und der spielt ihn dann so gut er eben kann zielgerichtet zurück. Wobei die beiden Spielpartner hier zumindest das selbe Verständnis haben von dem was sie tun und was das Ziel ist – was bei der heutigen Kommunikation leider nicht mehr klar.

Ich persönlich fand diese Entwicklung die, die Kommunikation in den letzten Jahren nahm innerlich sehr unbefriedigend, mir fehlt dabei das Herz & die Seele – der erfüllende, interesierte und neugierige Teil der Kommunikation.

Wozu ist Kommunikation ursprünglich gedacht?

Natürlich dient Kommunikation, insbesondere Sprache schon immer in erster Linie zu Verständigung – was per se ein „sich verstehen beinhaltet“.

Menschen wollen sich natürlich verstehen um sich gegenseitig dabei zu unterstützen sich am Leben zu erhalten, was sicher bei unsern Vorfahren in der Steinzeit am ausgeprägtesten war.

Doch auch schon damals gab es mehr als das blosse sich „verstehen“, es ging auch darum sich durch Kommunikation verbal oder nonverbal zu „Verbinden“. Einen Austausch auf Augenhöhe zu etablieren, in dem man sich wohlzufühlt und offnen, respektvoll und wertschätzend über das eigene empfinden zu einem Thema sprechen kann. Für mich steht dabei ganz klar die Einheit & das Mitgefühl im Mittelpunkt.

Im Buddhismus ist die Rede von „Rechter Rede“ oder „achtsamer“ Kommunikation, die bereits bei der Haltung oder dem eigenen Status Quo ansetzt, mit dem man in ein Gespräch geht.

Denn meist sind wir so in unseren eigenen Gedanken zuhause, das es uns schwer fällt uns überhaupt zu spüren, zu wissen wie es uns gerade geht und was wir jetzt im Gespräch real brauchen oder gar nicht geht.

Ich persönlich mag es vorher mal tief durchzuatmen und mich etwas innerlich zu sortieren um zentriert und letztendlich körperlich bei mir zu sein. So komme ich zu meinem Körpergefühl zurück und entdecke meine Bedürfnisse für einen Austausch quasi körperlich – mehr noch, ich schaffe mir dadurch inneren Freiraum. Dieser freie Raum steht mir dann offen um ihm mit Interesse, Neugier und Vorfreude auf das Gespräch mit meinem Gegenüber zu öffnen.

Der geschaffene Raum in mir hilft mir auch mein Gegenüber überhaupt zu „sehen“, eines der menschlichsten Grundbedürfnisse überhaupt und wichtig für das Wohlgefühl bei jeglicher Kommunikation.

Wie wirkt unser Gegenüber auf uns? Ist er angespannt, traurig, gestresst?

Natürlich ist es nicht unsere Verantwortung darauf einzugehen und uns ihm anzupassen, aber durch die Wahrnehmung der Ausgangsituation können wir zu einer bessere Einschätzung kommen was gerade „möglich“ ist.

Schade finde ich es, dass aktuelle bei uns allen viel zu wenig „innerer Raum“ vorhanden ist um überhaupt zu wissen wo wir stehen und der andere steht – WIR SEHEN UNS EINFACH NICHT MEHR!

Es geht nicht darum uns dafür zu kritisieren – das es ist wie es ist!

Es geht auch nicht darum uns sofort in Selbstoptimierung zu ergeben um es möglichst sofort „besser“ zu machen.

Nein – es geht darum das wir erstmal wieder lernen dürfen bewusst wahrzunehmen wie wir kommunizieren und wie wir uns eigentlich gerne miteinander austauschen möchten. Durch diesen neuen Blickwinkel, entwickelt sich die Aufmerksamkeit automatisch in eine andere Richtung und wir können damit experimentieren welche das sein darf.

Leider sind wir es auch gewohnt das alles „schnell“ gehen soll. Bei einfachen Methoden der kurzfristigen Selbstoptimierung war das eventuell auch möglich, aber nachhaltige Veränderungen in uns, sind einfach ein Prozess und brauchen Zeit und unser Mitgefühl.

Deshalb ist für mich immer die Basis von Veränderung Mitgefühl, um sich nicht vom inneren Kritiker überzeugen zu lassen das es den Kraftaufwand gar nicht wert ist und wir das sowieso nicht schaffen.

Ich möchte bewusst mit mir sein, achtsam wahrnehmen was mir meine „Vergangenheit“hier ins Ohr flüstert und mich bewusst entscheiden dieser Stimme zu wiedersprechen.

Mitgefühl & Wertfreiheit sich selbst gegenüber, als auch dem anderen gegenüber, sind zudem weitere wesentliche Elemente einer achtsamen Kommunikation um zur wahren Verständigung zwischen zwei Menschen zu gelangen.

Ich versuche also mit einer uneigennützigen, erwartungs-, wertfreien und respektvoller Haltung in das Gespräch einzutauchen. Klar gelingt mir das nicht immer vor allen nie perfekt- denn das ist einfach nicht menschlich!

Wesentlich ist aber das sobald wir unsere Wahrnehmung darauf ausrichten, sich die Kommunikation immer mehr in die „richtige“ Richtung verändert.

Veränderungen herbeiführen

Alles nachhaltige „umlernen“ um zu einer erfüllenden Kommunikation zurückzukommen, erfordert ein tägliches Training: wahrnehmen, voller Mitgefühl für sich akzeptieren das es gerade „so“ ist , und einüben von Neuem.

Wichtig ist das auch, bei jeder Veränderung „unangenehme“ Emotionen hochkommen, da unser Verstand gerne alles bei alten lassen würde. Wir dürfen lernen uns durch Atmung, Pausen, innere Zentrierung z. B. durch Meditation mit diesen Gefühlen wie Unsicherheit, Angst, Panik, Anspannung und Wut besser umzugehen.

Je mehr wir unsere Wahrnehmung und unseren Körper und Geist in den Techniken traininieren umso größer sich die Auswirkungen auf unser Gehirn.

Gerade Mitgefühl, Zentrierung und Achtsamkeit führen bewiesenermaßen bereits nach 2-3 Wochen zu Veränderungen im Hirn – beispielsweise das der Mandelkern (Zentrum der Angst) kleiner wird! Damit entsteht auch wieder mehr innerer Raum der für sich genutzt werden kann.

Hier also meine Schritt-für-Schritt Anleitung zum Training von achtsamer Kommunikation:

  1. Tief atmen & Anspannung abbauen: Im buddhistischen Kontext bedeutet der Fokus auf die Atmung“ to bring your mind home into your body“ (Zitat: Thich Nhat Hahn) -> Inneren Raum schaffen!
  2. Fokus auf mich: Status Quo bestimmen -> Bedürfnisse/Gefühle wahrnehmen.
  3. Akzeptanz dessen was ist -> Mitgefühl für mich!
  4. Im Geprächsverlauf: Fokus & mich; ZENtrierung auf Erwartungs- und Wertfreiheit für das Gespräch.

Viel Spaß euch bei einsinken lassen der Impulse, auf dass sie euch mehr inneren Raum und mehr Wohlgefühl in der Kommunikation bescheren!

Von HerZen,

Silke

P.S: 🌸Mich interessiert wie ihr die heutige Kommunikation empfindet und was ihr euch diesbezüglich wünschen würdet? Schreibt es mir gerne hier in die Kommentare oder auf Instagramm/Facebook unten den Post 🌸!

Bin gespannt, Danke euch vorab!