Mittendrin statt nur „dabei“

Kreatives zensibles schreiben in der Depression (Woche 8- ohne regelmäßige Therapie; mit Therapieplatzsuche und warten auf die Aufnahme in eine Tagesklinik)

Falls du Beratung zu Depression (Unterstützung bei Therapiesuche) suchst kann ich dir das Info-Telefon Depression von der Deutschen Depressionshilfe empfehlen : 0800 / 33 44 533 ‼️

Bei konkretem dringenden Gesprächsbedarf wende dich kostenfrei telefonisch oder online (online.Telefonseelsorge.de) an die Telefonseelsorge : 0800/1110111 oder 0800/1110222

❣️Wichtige Hinweise zum Lesen des Blogs:❣️
🌸ich versuche achtsam zu sein, aber jeder hat ein anderes Verständnis davon. Also achte auf dich und lies nicht weiter, wenn es dich belastet❣️
🌸Such dir dringend Hilfe, wenn du merkst, dass es dir ähnlich geht und du seit ein paar Wochen mit ähnlichen Themen zu tun hast. Sprich bitte egal wie schwer es ist (geht mir auch so) mit Freunden, Familie, Hausarzt, Therapeuten, Seelsorge Hotlines, Sozialpediatrische Dienste in deiner Umgebung!
🌸Jeder Mensch erlebt eine Depression anders, hat unterschiedliche Symptome und Themen und auch die Wirksamkeit von Behandlungen ist unterschiedlich.
🌸Nimm dir bitte nur, mit was sich für dich passend anfühlt und probiere auch nur das aus.
🌸Jeder Mensch steht an einem einzigartigen Punkt in seinem Leben, mit seinen Erfahrungen im Gepäck, deshalb sein bitte mitfühlend mit dir, wenn etwas bei nur gerade nicht klappt❤️‍🩹.

Nach fast sechs Wochen „Selbsterhaltungstherapie“ zuhause – mit gelegentlicher Körpertherapie – hab mir ein paar „NARM“ (neuroaffektives Beziehungsmodell; besonders geeignet für Bindungstraumata; Info und Buchtipp) Sessions gekauft um meinen Körper der so essentiell ist für einen „Heilungsprozess“ mit einzubeziehen – bin ich langsam an dem Punkt wo die Kraft schwindet und ich hoffe das ich bald den lang erwarteten Platz in der nahen Tagklinik bekomme.

Vorneweg, ich hoffe meine langen geschachtelten Sätze schrecken euch gerade nicht vom lesen ab ;). Selbst die Rechtschreibung kostet mich gerade zu viel Kraft, als dass ich sie groß überarbeiten möchte – das würde den kreativen Wohlwühl-Flow auch zunichtemachen.

Es kommt mir gerade ein bisschen vor wie ein Wettkampf mit der Zeit, was auf inneren Widerstand in der Annahme der Depression hindeutet – aber ehrlich, dieses Ausmaß von Angst, Selbstabwertung und Verunsicherung hinzunehmen fällt jedem schwer.

Insofern entscheide ich, dass die Annahme der Depression mit allen Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Verzweiflung, Angst, Unsicherheit, Selbstabwertung, Antriebslosigkeit bis hin zur Erstarrung – viel zu viel von mir verlangt ist, und belasse es dabei, dass ich sie leider nicht „wegzaubern“ kann und weiterhin jeder Tag ein Ritt auf einer Achterbahn ist – von es geht gerade bis ich kann nicht mehr.

Depression ist ein Zustand der sich für mich so anfühlt wie ein Leben im Nebel – ein leichter zarter grauer der sich ganz spontan verdichten und lichten kann.

Was sich einerseits leicht anhört, (er)trägt sich andererseits körperlich ganz schwer denn es liegt ein phasenweises Gefühl von Lebensbedrohlichkeit zugrunde. Ich fühle mich konstant als ob mir jemand mir nen Bleigürtel umgelegt hat und gleich gar nichts mehr geht. Fast täglich bin ich erstaunt, wenn ich es doch wieder schaffe aufzustehen, mein Kind abzuholen, bisserl was am Haushalt zu machen.

Unendlich wichtig wahrzunehmen, das man sehr wohl noch Ressourcen hat. Als auch das , dass eigene erworbene Wissen, Bildung, Intellekt, Kompetenzen und Potenziale auch in dieser Phase noch in dir vorhanden sind. Sie sind nur verdeckt hinter der Bedrohung und e braucht oft einen enormen Kraftaufwand sie gerade überhaupt noch abzurufen.

Es mag leicht aussehen, wie bei jedem anderem, wenn ich mich dennoch aufraffe halbwegs zu „funktionieren“. Denn ich habe viel Lebenszeit & Training im Verstecken von Krankheitssymptomen. Das half mir immer, mich im umgang mit der Welt und dem Alltag zu schützen, ein sinnvolles System namens „Masking“ also das Anerkennung dafür bekommen darf.

Die andere Seite der Medialie des „maskings“ ist, dass man es mir oft „null“ ansieht wie schlecht es mir gerade geht und mein Hilfebedarf oft nicht gesehen wird. Was bedeutet ich muss ihn klar zur Sprache bringen, was auch nicht einfach ist da ich gelernt habe das dies zu konflikten führt und bedrohlich ist. Oft schaffe ich es gerade auch nicht mich dieser zusätzlichen Angst noch zu stellen und mich „verletzbar“ zu zeigen. Allerdings bin ich manchmal auch mega froh wenn es doch klappt.

Psychische Krankheiten sind aktuell zwar viel mehr in den Medien vertreten und man kann es zum Glück wagen, offen darüber zu sprechen, aber wenn es darum geht, sich im mitteinander mitzuteilen erfährt man leider häufiger Ablehnung, allein aufgrund der Überforderung und des spürbaren „Unbehagens“ des gegenüber im Umgang damit.

Its a little like „dont adress the elephant in the room“ :).

Selbst wenn es zwischenmenschlich klar ist, dass es um Depression geht, will bloß keiner aus Angst vor der Thematik und ihrer zusätzlichen Herausforderungen, damit gefordert werden. Klar, das Leben hat ja sowieso schon viel Herausforderungen ist natürlich – bringt Betroffenen aber eher in eine ungesunde Dynamik.

Also lernt man als kranke Person leider schnell, aus Angst vor Ablehnung den Mund zu halten und weiter beim sich destruktiv anfühlenden Small-Talk zu bleiben.

Natürlich ist dies nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern auch eines von zensiblen depressiven Menschen, die meist generell immer wieder üben dürfen sich zu äussern – ihre Bedürfnisse auszudrücken um real wahrgenommen zu werden.

Ein „work in progress“ also auf beiden Seiten.

Ich bin froh das ich gerade in der Phase zusammen mit meiner Familie daran arbeite eine offene, respektvolle Kommunikation über die Themen die mich gerade bewegen und meinen momentanen Krankheitsstatus zu führen. Das hilft meinem Mann und mir etwas mit all der Unklarheit, Unplanbarkeit und Belastungen umzugehen, und einander nicht allzu sehr zu überfordern und zu belasten.

Es ist alles andere als einfach hier beieinander zu bleiben und auch wir dürfen unseren Weg noch finden bwz. immer wieder an alle Gegebenheiten anpassen so das alles für die Familie im „gesunden“ Rahmen bleibt.

Dabei dürfen wir uns immer wieder bewusst machen, das wir uns nicht vergleichen sollten mit anderen die gesund sind und „mehr bieten“ etc. können.

Wir versuchen unsere Familienzeit egal ob im Werktags-Alltag oder Freizeit so zu gestalten das die unterschiedlichen Bedürfnisse aller sensibler und neurodivergenter Wesen Gehör und Raum für Regeneration finden.

Klappt auch nicht immer und oft bleibt auch mal die „Harmonie“ die gerade für mich so wichtig ist auf der Strecke, aber es ist ein Weg der für uns funktioniert auch wenn wir damit ab und an mit anderen nicht mithalten können.

Leider ist das Verständnis und Wissen um eine Depression, aufgrund des „Bähh…will mich nicht damit beschäftigen- bringt keinen Spaß“ – Faktors auch in der Gesellschaft auch viel zu „romantisiert“ oder verharmlost dargestellt.

Es geht nicht darum Angst zu schüren, aber es ist nun mal die Realität dieser Krankheit das sie ihre Unberechenbarkeiten hat und wenn keine Kommunikation über das Leid stattfindet und somit keine Hilfe gesucht und gefunden werden kann, lebensbedrohlich ist.

Auch wenn ich aktuell keine Suizidgedanken habe, bin ich dennoch oft erschöpft und so fertig von den „normalen“ Herausforderungen des Tages das ich Abends nur noch froh bin das der Tag „geschafft“ ist – überlebensmodus vom feinsten mit allen Gefühlen an Angst und Bedrohlichkeit die das mit sich bringt inklussive.

Viele die sich damit rumschlagen kennen es sicher das die Angst vor dem Tag bereits beim Aufwachen riesig ist und es mega Kraft kostet sich wieder einigermaßen „rauszuziehen“.

Also geht viel Kraft für die Stabilisierung drauf und bleibt wenig Kraft für die eigentliche Ursachensuche und Bearbeitung : des Gefühls der Haltlosigkeit und des Sicherheitsverlustes in der Depression.

Deshalb sind Medikamente und Therapien meiner Erfahrung nach auch ab einem gewissen Punkt sehr wichtig um überhaupt noch in der Lage zu sein an sich „arbeiten“ zu können.

Ich bin gar kein Fan davon, darf es aber langsam endlich akzeptieren lernen das diese Medikamente mich wohl noch eine Weile begleiten werden – wenn nicht für immer.

Denn jeder Versuch des Absetzens brachte auch aufgrund spontan aufkommender schwieriger Lebensphasen meist Rückfälle. Mir reicht es für das erste wenn es mir wieder besser geht etwas zu reduzieren. Aktuell sieht es aber eher nach Medikamentenumstellung auch im Hinblick auf meine ADHS Diagnose aus.

Medikamentenumstellung im Punkto Psyche sind für Betroffene eine ganz eigene Herausforderung und Belastung, da dadurch gefühlt noch mehr Unplanbarkeit und Gefahr sich selbst zu verlieren entsteht.

Da kein Arzt weiß, wie sich ein Medikament auf einen Patienten auswirkt und welche Nebenwirkungen es produziert, ist es Trial-and-Error auf höchstem menschlichem Niveau. Ich persönlich hoffe sehr, dass die Forschung der Medizin im Punkto Gehirn bald um einiges weiter ist und vor allem diese Verfahren auch zeitnah der breiten Maße über die Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden.

Was eine Depression für Betroffene, Angehörige als auch die Arbeitswelt so schwer macht, sind meiner Meinung nach folgende Punkte:

  • Unplanbarkeit der Dauer der Krankheit-> Unplanbarkeit des Lebens
  • Fehlende Sichtbarkeit der Krankheit – Schutzmechanismus von Betroffenen
  • Fehlendes medizinisches Wissen und deshalb Unberechenbarkeit der Stimmungs- und Gefühlsschwankungen von Betroffenen
  • Fehlendes medizinisches Wissen über die Wirksamkeit von Medikamenten & Therapien bei dem jeweiligen Patienten -> Vieles läuft nach dem Trial- & Error Prinzip, wobei es oft auch schon vielversprechende, noch nicht wissenschaftlich zu 100 % anerkannte Ansätze gibt, die aber oft zu teuer sind oder aufgrund der Bürokratie im Gesundheitssystem ewig brauchen um anerkannt zu werden
  • Stigmatisierung in der Gesellschaft & Arbeitswelt aufgrund von Unwissen/Fehlwissen/falschen Glaubenssätzen

Aufgrund dieser Punkte bin ich auch immer wieder sauer, wenn mir komischerweise ein vermeintlicher Therapeut oder Arzt die folgende Frage stellt:

-> „Glauben sie das ihre Therapien bisher was gebracht haben“?

-> Antwort: „Definitiv, ich bin nach vier rezidivierenden Depressionsphasen in meinem Leben immer noch hier, kann mich artikulieren, mal besser oder schlechter für mich sorgen, bin schon enorm gewachsen und werde auch noch weiter wachsen zu mehr gesundem Selbstbewusstsein hin entwickeln. Ach ja eines noch was, dass meist für das „gesellschaftliche Miteinander“ wichtig ist und bei der Frage gerne mitschwingt: ja ich habe vor meiner Krankheit meinen Beitrag geleistet und werde das auch hoffentlich auf alle möglichen Arten weiterhin tun.

Fakt ist wir dürfen auch mal gesellschaftlich davon abweichen, dass nur Menschen die gerade gesund genug sind um „erwerbstätig“ zu sein, wertvoll sind und entsprechend diese gefühlt überhaupt Anspruch auf Behandlung im Krankheitsfall haben. Wir leben in einer Solidargesellschaft, in der jeder einen Anspruch als Mensch hat – unabhängig von Leistung!

So genug davon wird gerade etwas destruktiv, aber ist ein ehrlicher Ausblick darauf, was einen Betroffenen erwartet an Herausforderungen im Umgang mit einer Krankheit erwarten kann, natürlich gibt es aber auch die andere Seite die einem Zuteil wird wenn man qualifizierte Hilfe in Anspruch nimmt.

Ich brauch jetzt dringen „Ruhe“, ess war kleines – was ich oft vergesse und schau etwas in die Wolken um mit aufkommenden Ängsten und Gedanken irgendwie „Sein“ zu können.

Bis die Tage, werde weiterhin berichten, wenn du magst les gern vorbei ;).