Erstarrung

Es geht heute einfacher aufzustehen, auch wenn ich mich schwer fühle. Denn die abendliche Einschlafmedikation Quetiapin 25 mg, die ich gerade nehme um überhaupt ein paar Stunden am Stück durchzuschlafen lässt mich früh irgendwie noch eine Weile durchhängen.

Was cool wäre wenn auch mein Gehirn, bisserl später anspringt aber – nee das ist auch gleich da und erschafft mal wieder ein bedrohliches Klima am Morgen – obwohl alles schön ist hier.

Generell liebe ich diese sonnigen Morgenstunden, wenn alles noch ruhig ist und im Hinterhof die Vögel zwitschern, es geht sofort in mein Herz. Nur aktuell kann ich das nicht fühlen, alles ist irgendwie grau, nebelig, Gefühls-taub und das ruft Angst auf den Plan. Angst darin hängenzubleiben, Angst vor der Ungewissheit…

Na ja, also mal schnell aus dem Bett springen bevor die bleierne Trägheit nochmehr reinkickt. Auf gehts zu morgendlichen Kuschel, Frühstücks- und Anzieheinheiten mit dem Sohnemann der oft andere Pläne und Bedürfnisse hat als ich – was mich gerade gut fordert, aber mein Verständnis hat und so schneidet sich Mama die Energie dafür raus.

Was gut tut, wir haben heute beide mal länger geschlafen – fast verschlafen deshalb darf es jetzt auch schneller gehen, was gerade mega herausfordernd ist also mach ich, beim Versuch nicht drüber nachzudenken, bewusst und tief atmend um alles noch durch zu bekommen damit er gut und halbwegs entspannt in den Tag starten kann.

Ich bin froh über unser Lastenrad, das ich gestern erst wieder mal gewischt habe, denn es parkt unter einer Linde und sobald es feucht draußen ist bilden die Linden-Pollen einen tollen klebrigen Film auf meinem Sattel – na toll, denke ich – aber egal klebt die Hose halt und los geht die Fahrt.

Ich bin dankbar darüber das viele dieser kleinen widrigkeiten mein Nervensystem mittlerweile gar nicht so sehr tangieren, abhängig von der Tagesform.

Das morgendliche Bewegen auf dem Rad, mit dem Wind und der Sonne im Gesicht, gibt mir ansatzweise ein Gefühl von Lebendigkeit, das ich gerne für die paar Minuten voll auskoste.

Der kleine kommt gut an uns zischt gleich in seine Gruppe, ich bin unendlich froh, dass er sich so freut und verdrücke mich schnell in meine kleine „Wohlfühloase“ nach Hause auf meinen Balkon der noch bis ca. 11 Uhr etwas Sonne hat.

Der aufkommende Gedanke, dass ich das gerade nicht wirklich genießen kann, tut etwas weh. Ich bin nunmal ein großer Geniesser von Schönheit (Natur), leckerem Essen und Trinken und den wundervollen Momenten des Lebens.

Zuhause angekommen trifft mich der Blick in die Küche auf das Geschirr – ist mir gerade viel zu viel, mein System schreit Bett – Ruhe – Schlaf – jetzt!!

Also gut denke ich nicht so lange, und mach es mir im Bett mit einer Meditation bequem – soweit ich das gerade fühlen kann.

Heute ist eindeutig ein Tag der inneren Taubheit, der Erstarrung das merke ich ganz deutlich sobald ich mich eingekuschelt habe – das wohlige entspannte Gefühl das ich dabei normalerweise habe bleibt aus.

Es gibt eine wohltuende „Leere“ die mir Raum gibt zu sein – aber dies ist definitiv ein Gefühl von „einsamer kalter Leere“ bzw. Erstarrung.

Das Zeitgefühl verfliegt und zwei Stunden später, breibt mich meine Angst mitfühlend aus dem Bett denn ich hab ja noch das Geschirr…Frühstück das ich mir gutes tun will und später mein Kind holen und noch im Kindergarten putzen… Hallejulliah!

Bin gerade schon sehr froh meinen eigenen Haushalt geführt zu bekommen, geschweige denn woanders – aber es geht schnell und ist einmal im Monat und bringt mich raus aus der Bude und dem Kind die Chance noch mit einem Freund zu spielen…also Augen zu und durch.

Puhh ist das warm heute, mir ist schwindelig und mein Selbstwertgefühl tanzt heute auch in diesem Nebel der Taubheit Tango – es fällt mir unendlich schwer all das, inklusive mir heute auszuhalten.

Ich frag mich ja immer nach jedem Tag der ok gelaufen ist, woran das lag und merke auch oft die Enttäuschung wenn es wieder unkontrolliert schlechter wird.

Hat diese Erstarrung und Taubheit gerade einen aktuellen realen Auslöser?

Ich merke spürbar das die Taubheit eine Art von feststecken in alten, negativen kindlich erfahrenen destruktiven Gefühlen ist, sobald ich es irgendwie schaffen sollte in der Realität anzukommen wird es besser.

Aber heute ist da, sagt mir mein Körpergefühl auch irgendwie Veränderung die Angst verursacht, ich bin die Tage mit dem Kind allein das fordert mich innerlich – aber ist machbar. Zudem steht aber der Termin zum Vorgespräch in der Klinik morgen an, das erfüllt mich mit Freude aber auch Angst – vor allem der nicht verstanden zu werden, wieder meine Geschichte zu erzählen und evtl. kritische Fragen oder Unverständnis zu ernten.

Die größte Angst die Zugrunde liegt ist wohl einfach die Ungewissheit der Besserung und ob sie mir dabei helfen können – was real bewertet natürlich möglich ist.

Nur mein Kopf hat aktuell die absolute Bedrohlungslage vor Augen – so verbringe ich meine Stunden damit ihn durch alles mögliche davon zu „überzeugen“ das ich „halbwegs sicher“ bin.

Wobei ich meine eigenen Erwartungen nicht wirklich hoch schraube, da Sicherheit der Weg ist, denn ich gerade mit Unterstützung gehen werden darf.

Ich hoffe ich werde bald wieder mehr Energie und Lebenskraft spüren und wieder mehr geniesen können, es fehlt mir.

Ich weiß das die Lage sich wieder ändern wird, ich werde gesunden – wie schon ein paar mal vorher! Ein alter Brief den ich mir in der letzten depressiven Phase geschrieben habe, zeugt davon, er berichtet von besseren Tagen und Gefühlen – davon das meine Stärken sehr wohl gerade im durchhalten sichtbar sind und meine Potenziale noch immer da!

Ich bin zu energielos um dem zu wiedersprechen…vielleicht ganz gut so- weitermachen…